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Beitrag vom Sonntag, 09. November 2014

Wie ich zu Norwegen kam

Heute, vor 25 Jahren genau, fiel die Mauer. Da ich 1973 in der DDR, genauer gesagt in Erfurt, geboren wurde, änderte sich auch für mich einiges, um nicht zu sagen alles. Die Wende brachte Freiheit – Reisefreiheit und geistige Freiheit:

Irgendwann Mitte der 1980er Jahre war es. Wir waren mit der Bahn unterwegs und ich muss wohl ziemlich zappelig gewesen sein. Ein Mitreisender wollte meiner Mutter mal eine Pause gönnen und zeigte mir einen kleinen Taschenkalender in dem als Anhang einige Weltkarten waren. Fortan ließen mich ferne Länder nicht mehr los. Auf den Karten sahen so exotische Ziele wie Papua-Neuguinea, Kiribati oder Zaire besonders reizvoll aus. Stundenlang konnte ich mich in Atlanten vergraben und so diese Länder „bereisen“. Eines Tages hörte ich, dass eine ferne Verwandte sich für Norwegen interessierte. „Na und? Soll sie, wenn sie mag“, sagte ich leichtfertig dahin, war ich doch da gerade auf dem Australientrip. Das Schicksal wollte es jedoch, dass kurze Zeit später bei einer Freundin meiner Mutter einen Norwegen-Bildband mit herrlichen Fjord- und Bergfotos sah. Ob ich mir das Buch einmal ausleihen dürfte, fragte ich… Es kam, wie es kommen musste: Es ist noch heute in meinem Besitz und ich war ab sofort durch und durch vom Norwegenvirus befallen… Auf einer Urlaubsreise nach Ungarn erbettelte ich mir 1987 einen weiteren Bildband über Norwegen und meine Großmutter schmuggelte nach einer Reise in den „Westen“ einen Reiseführer über die Grenze, den ich förmlich „verschlang“. Die nächsten Wochen schrieb ich dutzende Postkarten an im Buch angegebene Fremdenverkehrsbüros. Ich bestellte „laufende Meter“ Prospekte. Erstaunlicherweise kamen diese sogar an, was wohl ein erstes Zeichen dafür war, dass der Stacheldraht langsam durchlässig wurde…

Nach dem Mauerfall ging es 1991 zum ersten Mal gen Norden. Es sollten noch viele Besuche werden, im Sommer, wie im Winter, im Herbst, wie im Frühjahr. Auch begann ich in Halle Geografie zu studieren. Natürlich sollte das Studium auch „norwegisiert“ werden, und so beschloss ich, meine Diplomarbeit über die Tourismusentwicklung in Ostnorwegen zu schreiben. Ein halbes Jahr lang wohnte ich in Lillehammer um Daten zu sammeln. Zudem arbeitete ich weiter an meiner Idee, einen eigenen Reiseführer zu schreiben. Diesen hatte ich 1998 auf den Weg gebracht – wiederum durch einen Zufall. Ich rief offenbar genau zum richtigen Zeitpunkt beim Reise Know-How Verlag an, denn ich hörte den Lektor sagen: „Ja, genau diesen Titel planen wir gerade. Wenn du willst, sende uns ein paar Probeseiten zu.“ Zwei Jahre später wurde der Traum Wirklichkeit und es erschien das Buch, zunächst unter dem etwas sperrigen Namen „Südnorwegen mit Lofoten“.

Nachdem nun die Projekte Buch und Diplomarbeit abgeschlossen waren, musste ich der Realität ins Auge sehen, dass man als Geograf wohl kaum eine vernünftige Arbeit finden wird. Zum Glück jedoch hatte ich mich schon seit langer Zeit für die norwegische Sprache interessiert und somit auch viele gute Kurse an der Sommerschule Oslo besucht. Ich begann 2001 selbst zu unterrichten, zunächst an diversen Volkshochschulen, später auch in kleinen Gruppen im eigenen Büro. Noch heute gehen wir gemeinsam Fragen nach wie: „Was ist bløtkake?“, „Ist øl nur für das Auto gut?“ und „Wie sieht ein Troll im Morgengrauen aus?“. Als ich nach einem Praktikum auf die Idee gebracht wurde private Ferienhäuser zu vermitteln, lag es nahe, die noch losen einzelnen Fäden zusammenzuziehen und 2004 die Selbstständigkeit zu wagen. Der „Norwegen-Service, Martin Schmidt“ war geboren, und ihn gibt es noch heute – seit genau 10 Jahren.

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