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Beitrag vom Montag, 26. November 2018

Tromsø – Vorweihnachtliche Hybris

Um es vorwegzunehmen, ich mag Tromsø. Und gerade im Winter ist der Ort mit seiner Mischung aus Bergen und Meer, Schnee und Nordlicht ein wahnsinnig tolles Ziel. Allein, was die vorweihnachtliche Stimmung angeht, da hapert es noch spürbar. Beim Stadtmarketing und in der Redaktion der Zeitung iTromsø sieht man das jedoch irgendwie anders. Ich musste da doch ziemlich schmunzeln, oder staunen, als ich las, dass man sich auf dem Weg sei, zur „besten Advents-Destination der Welt“ zu werden. Nun, das hört sich toll an und lässt auf sehr, also wirklich sehr viel hoffen. Allein, schafft man es wirklich in Sachen Charme und Angebot Hochkaräter wie Wien, Dresden, Nürnberg oder Erfurt zu schlagen? Schauen wir uns daher mal das Programm an:

Seit diesem Jahr gibt es also einen Weihnachtsmarkt mit 11 Ständen, zwei Lavvos und etwas Programm. In Schulen und Vereinen finden zwei / drei weitere kleine Märkte statt. Es gibt einen Weihnachtsbaum und Weihnachtsbeleuchtung mit den für Norwegen typischen Weihnachtsherzen in der Haupteinkaufsstraße. Zwei Weihnachtsfilme im Kino und im Theater werden der Nussknacker und Charles Dickens` Weihnachtsgeschichte aufgeführt. Hinzu kommen drei weihnachtliche Konzerte, das war es dann auch schon mit der Herrlichkeit. Klar, die subarktische Landschaft tut ihr Übrigens für die vorweihnachtliche Atmosphäre, doch insgesamt ist das alles doch ziemlich dürftig für meinen Geschmack, auch wenn die Stadt nur rund 70.000 Einwohner hat.

Angesichts dessen, was allein in Halle und Erfurt los ist, also meinem Wohnort und meiner Heimatstadt: Gut und gerne mit jeweils 10 verschiedene Märkten, die größten davon mit 120 bzw. rund 200 Ständen, täglich mehreren Konzerten und Theateraufführungen, Krippenspielen, dem Weihnachtsoratorium, offenen und festlich erleuchteten Kirchen usw.

Wie also kommt man in Tromsø zu dieser Art extremer Selbstüberschätzung? Schuld daran sind offensichtlich ein Artikel, ein Lesefehler und ein merkwürdiges Ranking. Der Artikel erschien 2017 in der Onlinezeitung Nettavisen und bezog sich einzig und allein auf Norwegen. Tromsø schaffte es auf Platz vier, ein Platz, der auf Norwegen bezogen  nicht überrascht.Im Ranking der CNN schaffte es Tromsø sogar auf Rang drei, allerdings ging es in dem Beitrag des amerikanischen Senders nicht um vorweihnachtliche Stimmungen, sondern um perfekte Winter-Destinationen. Tja, und im Christmas-Ranking der Seite travelandleisure.com landete die Stadt 2009 tatsächlich auch auf Platz drei, hinter Taos in New Mexico in den USA und San Miguel de Allende in Mexiko – also hinter typischen Weihnachtsdestinationen (ich verkneife mir an dieser Stelle gerade ein Schmunzeln…).

Das alles soll nicht heißen, dass ich es Tromsø nicht gönne. Im Gegenteil. Die Stadt hat Potential, sehr viel Potential. Nur gehört zum Titel „Weihnachtshauptstadt“ noch ein klein wenig mehr als das, was momentan dem neugierigen Besucher geboten wird. Insofern, nur Mut Tromsø. Das Ziel ist noch lange nicht erreicht, aber mit Enthusiasmus und Einsatz in Zukunft greifbar.

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