Beitrag vom Mittwoch, 16. Mai 2018
Thorium – das Element Thors
Als der Pfarrer und Mineraloge Hans Morten Thrane Esmark (1801-1882) anno 1828 auf der Insel Løvøya bei Brevik anlandete und Gesteinsproben entnahm, ahnte er schon, dass er wohl einen besonderen Fund gemacht hatte. Zur Analyse übergab er das schwarze Mineral seinem Vater Jens Esmark, einem anerkannten norwegischen Geologen. Dieser konnte das Material jedoch nicht bestimmen und konstatierte, dass es sich um etwas Neuartiges, also einen bislang noch unbekannten Stoff handeln musste. Da die Wissenschaft Norwegens zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch in den Kinderschuhen steckte und Koryphäen der Naturwissenschaften eher in den Nachbarländern zu finden waren, sendete Esmark eine Probe des Fundes an den bekannten schwedischen Chemiker Jöns Jakob Berzelius. Dieser konstatierte, dass dem Mineral ein bislang unbekanntes Element zu Grunde liegt, das er nach dem nordischen Donnergott Thor benannte und fortan den Namen Thorium trägt.
1898 entdeckte Marie Curie, dass Thorium radioaktiv ist.
Grundsätzlich könnte Thorium, das in Norwegen besonders häufig vorkommt, ein zukunftsweisendes Element sein, denn es lässt sich ebenso wie Uran zur Energieerzeugung nutzen. Allerdings ist Thorium nicht spaltbar. Es muss zunächst durch den Beschuss mit Neutronen in spaltbares Uran 233 umgewandelt werden. Thorium hätte einen deutlich höheren Wirkungsgrad als Uran. Eine unkontrollierte Kettenreaktion ist zudem kaum zu erwarten, denn der Kreislauf kann schnell unterbrochen werden.
Eine zu bevorzugende Grundlage für die Energieproduktion wäre ein so genannter Flüssigsalzreaktor, in dem die zu spaltenden Elemente in gelöster Form vorliegen und der unter höherem Druck sicher arbeiten kann. Das System ist thermisch selbstregulierend.
In der Praxis tritt nun jedoch das Problem auf, dass die Flüssigsalze hoch korrosiv sind und bislang noch jede Ummantelung zerfressen haben. Außerdem entstehen radioaktive Dämpfe, die relativ unkontrolliert einem Thoriumreaktor entströmen. Die entstehenden Abfallprodukte strahlen zwar kürzer, dafür aber deutlich stärker, was ein Transportproblem aufwirft.
Verfasst von Martin Schmidt
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