Hemnes Wald

Beitrag vom Donnerstag, 22. Januar 2015

Surreale Parallelwelt wird Wirklichkeit oder: Was für eine Reaktion!

Norwegen gewährte in den 1990er Jahren einem Menschen Asyl, der in den letzten Jahren als islamistischer Hassprediger von sich Reden machte. Er soll nun in genau jener Gemeinde untergebracht werden, in der Maria lebt. Hier ihr Bericht:

„Während natürlich auch ich in den letzten Wochen geschockt die Diskussionen über Pegida verfolgt habe und mit ansehen musste, wie im letzten Jahr zwei meiner Schülerinnen und ihre Familien aus Norwegen ausgewiesen worden, hat die norwegische Regierung sich nun entschlossen einen in Norwegen lebenden und von der UN als Terroristen eingestuften Mann hier in unserer Kommune, also in Hemne, unterzubringen. Er soll die Kommunegrenze nicht überschreiten dürfen und muss sich dreimal die Woche bei der Polizei melden.

Die norwegische Regierung versucht seit Jahren ihn auszuweisen oder wenigstens einzusperren. Aber im Irak droht ihm die Todesstrafe und für eine längere Gefängnisstrafe hierzulande reicht es anscheinend nicht. Also lebt er, soweit ich die Nachrichten richtig verstehe, seit Jahren vom Gehalt seiner Frau und predigt über das Internet islamistische Hetze. Dazu kommen Drohungen gegen die norwegische Regierungschefin.

Gestern haben wir nun also erfahren, dass dieser Mann hier bei uns wohnen soll und von hier aus Köpfe vergiften wird. Total surreal. Und massenweise Gefühle mischen sich. Ärger und Unsicherheit, vielleicht sogar ein bisschen Angst. Unverständnis in jedem Fall. Mitschüler werden ausgewiesen, aber so jemand darf hier wohnen und Geld bekommt er auch noch? Er wird ein Störfaktor sein. Wird er einen Einfluss haben auf diese Gemeinschaft, die ich als so offen und warmherzig kenne? Neben der Angst, dass sich Anhänger um diesen Mann sammeln könnten, frage ich mich, welchen Einfluss das alles auf unsere Einstellung haben wird. Es sind Menschen wie bei Pegida und Menschen wie dieser Terrorist, die Hass schüren und verbreiten. Seine eigene Religion verdammt er zu einer Existenz in Stereotypen und Vorurteilen und zusammen mit ihr alle Menschen, die sich zum Islam bekennen. Einer Religion, die einmal DIE Förderin von Wissenschaft, Philosophie und Kunst war. Die die Logik der Algebra und die pure Schönheit der Alhambra hervorgebracht hat. Und all das wird nun überschattet oder sogar vergessen, weil sich nun zwei Seiten unvereinbar gegenüber stehen und „predigen“, dass alles, was ihren Vorstellungen nicht entspricht, falsch und gefährlich ist.

Aber neben all den beunruhigenden Gefühlen, kann ich auch etwas Positives berichten. Es ist die Reaktion der Leute hier. Neben ernsten und besorgten Diskussionen wird das Ganze auch extrem mit Humor genommen. Es gibt massenweise Bilder im Internet, Photoshop läuft auf Hochtouren, unser Bürgermeister hat einen Song gedichtet und dazu kommen ständig Witze und Bemerkungen. Z.B. spielen viele Menschen aus unserem Asylbewerberheim in der lokalen Fußballmannschaft mit. Wird er nun also auch mit dabei sein und für Hemnes auf Torjagd gehen?

Sind solche Witzeleien nun gut? Tja, was wären andere mögliche Reaktionen? Etwa Pegida-Parolen? „Alle Raus, egal wer und wie! Alle gleich!“ Diese höre ich zum Glück nicht! Wenn Scherze und Lachen dazu führen, dass wir unsere negativen Gefühle auf diesen einen Mann beschränken und sonst eine offene, positive Gesellschaft mit Humor und Freude sind, bin ich einfach nur froh über diese Reaktion. „Wir lassen nicht zu, dass etwas was wir nicht ändern können, uns ändert“, scheint die Devise zu sein. Ich hoffe sehr, dass ich das nicht einfach nur glaube, sondern es auch stimmt. Denn ich habe Schüler und Bekannte, die ein Gewinn für dieses Land sind. Die viel versuchen und hart arbeiten. Sie haben das Recht nicht unter so etwas zu leiden. Sie haben das Recht als sie selbst gesehen zu werden. Und so wütend wie ich darüber bin, dass es Menschen gibt, die dieses Recht gefährden, so sehr hoffe ich, dass wir Rechtsbruch, Hass und Menschenfeindlichkeit hier – und nicht nur hier – nicht zulassen.“

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