Beitrag vom Mittwoch, 13. November 2013
Slow TV aus Norwegen
Foto: Sara Johannessen / NTB Scanpix
Viele werden es schon mitbekommen haben, dass in Norwegen die Uhren gerne etwas langsamer ticken. Man nimmt sich öfter mal etwas mehr Zeit. Kein Wunder also, dass ein neuer Trend der Fernsehkultur, nämlich das Slow TV, eben auch aus Norwegen kommt. Slow-TV meint, dass man sich für eine bestimmtes Thema mal so richtig Zeit nimmt.
Begonnen hatte alles 2011 mit einer Direktübertragung einer Fahrt mit der Bergenbahn. Sieben Stunden dauert die Reise, und diese durfte man live miterleben. Verglichen mit dem Projekt des Jahres 2011 war das freilich nix. Minute für Minute durfte man die Reise der Hurtigrute, also der Postschifflinie, von Bergen nach Kirkenes miterleben. Gesendet wurde Tag und Nacht, ganze 5 1/2 Tage lang.
Zufälligerweise war ich zu der Zeit gerade in Norwegen und dachte zunächst „Was soll das denn werden, wenn es fertig ist?“ Tja, am Ende war es dann so, dass ich jeden Abend vor dem Fernseher sah und die beruhigenden Bilder einfach richtig genoss.
Und ich war weiß Gott nicht der einzige. Ein Millionenpublikum tat es mir gleich.
Nun wird jedes Jahr mindestens ein Mal dem Slow-TV gehuldigt. 2012 war es eine Livesendung von einem Schiff auf dem Telemarkkanal, im Winter dann war ein brennender Holzscheid der Star der Sendung. Ja, in der Tat, über Stunden hinweg konnten die Zuschauer Kaminholz beim Brennen zuschauen. Nebenbei gab es Tipps und Ratschläge, wie man einen Kamin am besten befeuert. Man muss dabei wissen, dass viele Norweger ein sehr inniges, fast erotisches Verhältnis zu ihren Kaminöfen haben.
Vor wenigen Tagen, ging eine weitere Sendung der Reihe zu Ende. Der „Strikkekveld“. Dabei wurde der bäuerlichen Strickkunst ein Denkmal gesetzt. Und ein bisschen schneller ging es diesmal auch voran, schließlich war das Ziel, innerhalb von neuneinhalb Stunden aus der Wolle eines frisch geschorenen Schafes einen Pullover zu fertigen.
Es ist nun spät und ich werde auch etwas fernsehen. Und wahrscheinlich wird es kein Slow-TV sein. Schade eigentlich.
Verfasst von Martin Schmidt
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