Engeboefjell

Beitrag vom Dienstag, 02. Juni 2015

Rettet den Førdefjord!

Heute ist ein wichtiger Tag für die norwegische Natur. Es ist die wahrscheinlich letzte Chance, Teile des Førdefjords in Westnorwegen zu retten. Das norwegische Parlament berät über die Anlage einer Titan-Grube und einer Unterwasserdeponie.

Worum geht es?

Am Førdefjord liegt der rund 300 Meter hohe Berg Engebøfjellet. Dieser beherbergt ein umfassendes Vorkommen des vergleichsweise seltenen Minerals Titan.
Nordic Mining möchte nun dieses Vorkommen in den nächsten Jahrzehnten abbauen.
Da nur 3-5 % des abgebauten Materials genutzt werden kann, fallen große Mengen „totes“ Gestein an. Dieses soll in einer Unterwasserdeponie im Førdefjord gelagert werden. Insgesamt wird ein Areal von 3 km² betroffen sein, also 5% des Meeresbodens des Fjords.

Für und Wider

Wir leben in einer modernen Zeit, mit modernen Geräten. Das „High-tech-Metall“ Titan, bzw. Titanoxid, findet u.a. in Flugzeugturbinen, im Autobau, in der Medizin, als Nickel-Ersatz und als Farbpigment Verwendung.
Der Abbau des Metalls für direkt zur Schaffung von 170 Arbeitsplätzen, später können 230 weitere hinzu kommen.

Der betroffene Seeboden wird komplett zerstört werden – und damit alles Leben dort. In Folge des Umweltministeriums wird sich der Schaden jedoch mit größter Wahrscheinlichkeit auf das betroffene Gebiet beschränken.

Seedeponien werden angesichts der Umweltauswirkungen weltweit als schlechte Lösung angesehen und existieren nur noch in Indonesien, der Türkei, Chile und Papua Neuguinea.

Insgesamt sollen 250 Mio. Tonnen auf dem Meeresboden gelagert werden. Dieser wird am Ende des Prozesses nur noch die Hälfte seiner einstigen Tiefe von 300 Metern haben.

Umweltschützer befürchten eine Kontaminierung durch Kupfer und Nickel und eine Gefährdung der Laichgebiete von Lachsen, Blauleng und Dornhai.
Das Umweltministerium sieht ein nur geringes Gefahrenpotential, zumal die Mineral-Einträge nur gering sein werden und den Werten des umliegenden Gesteins entsprechen.

Das Projekt ist eine Folge des Beschlusses der Arbeiterpartei, größter Partner der Vorgängerregierung, die Mineralienvorkommen des Landes stärker zu nutzen. Umweltschützer setzen nun ihre Hoffnungen auf die Umweltparteien Venstre und Kristelig Folkeparti, die die derzeitige Regierungskoalition aus Høyre und Fremskitsparti stützen.
Ein wichtiger Punkt könnten auch Spekulationen sein, dass das Umweltministerium von Seiten der Minengesellschaft oder der Regierung unter Druck gesetzt wurde. Auslöser der Vermutungen ist, dass die Behörde zunächst gegen die Mine war, dann jedoch die Meinung änderte.

Mein Fazit

Wir alle profitieren von den Hilfsmitteln unserer Zeit – modernen Flugzeugen, leichten, energiesparenden Fahrzeugen, Prothesen und Stützen – um nur nochmal einige Titan-Anwendungsbeispiele zu nennen. Ein Abbau des Titans ist durchaus sinnvoll. Liest man nun jedoch die Analyse der Behörde, so konnte diese zumindest meine Bedenken nicht zerstreuen. Ich meine, dass für die Abfälle eine andere Lösung gefunden werden muss, auch wenn diese teurer ist. Ökonomie allein darf nicht zum Maßstab werden.  Sollte es keine akzeptable Alternative geben, darf dieses Projekt nicht umgesetzt werden. Norwegen hat am Førdefjord viel zu verlieren – Natur, Image und Glaubwürdigkeit.

Die Førdeaktion

Analyse des Umweltministeriums

WWF-Bericht

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