Beitrag vom Mittwoch, 28. Juni 2017
Radtouren in Norwegen
Norwegen ist unter deutschen Trekkingfans schon längst kein Geheimtipp mehr. So nächtigten alleine im letzten Jahr knapp 1,7 Millionen deutsche Gäste in norwegischen Unterkünften, von Campingplätzen über Pensionen bis hin zum luxuriösen Sporthotel – Tendenz steigend.
Dabei ist die Zahl aller Übernachtungen in den letzten zehn Jahren um rund 20 Prozent von rund 28 auf mittlerweile über 33 Millionen Besucher angewachsen.
Norwegen liegt im Trend, nicht zuletzt den urwüchsigen Naturschönheiten wegen, die an wilder Schönheit und Dramatik kaum zu überbieten sind. Die einzigartigen Fjorde stehen Pate für eine faszinierende Naturromantik, der sich Freizeit-und Sportfans zu Fuß oder auf zwei Rädern kaum entziehen können. So genießt der heimliche Weltmeister dieser während der letzten Eiszeit von erosiven Naturkräften geschaffenen und mit Wasser gefüllten Gletscherspalten auch für Mountain- und Trekkingbike-Fans mittlerweile Kultstatus.
Von der Natur verwöhnt
Denn die Natur hat um die Fjorde eine abwechslungsreiche Landschaft erschaffen, die für Mountainbike-Fans auf schweißtreibenden Bergtouren durch die norwegische Gebirgslandschaft ihren Reiz hat. Andererseits kommen eher gediegene Touren, vorbei an malerischen Orten auf überwiegend flachem Terrain eher dem gemütlichen Freizeit-Cruiser entgegen.
Ob an Fjorden entlang, durch Wälder und Täler und sogar über Berge: Der Abstieg vom Sattel lohnt sich immer, wenn es gilt, im Land der Trolle einige der spannenden kulturellen und historischen Stätten zu besuchen oder auch der landestypischen Kulinarik zu frönen.
Und die Touristikbranche hat sich darauf eingestellt. So ist der Gesamtbeitrag der norwegischen Tourismusbranche zum Bruttoinlandsprodukt von 219 Milliarden Kronen im Jahr 2011 auf mittlerweile mehr als 285 Milliarden kontinuierlich angewachsen.
Anforderungsprofile
Entsprechend hat sich rund um das Zweirad-Vergnügen längst eine Infrastruktur herausgebildet, welche die Versorgungslage für Ersatzteile überaus günstig gestaltet. So sind in größeren Städten wie Bergen, Oslo und Bodø spezialisierte Fahrrad-Fachgeschäfte anzutreffen, welche die auch aus Deutschland bekannte Teile und Marken auf Lager haben – insbesondere auch für die in Norwegen so beliebten 26-Zoll-Laufräder und Trekkingbikes.
Denn durch das unterschiedlichste Anforderungsprofil, mit dem der Radfahrer in Norwegen auf den mehr als 30 abwechslungsreichen Radtouren konfrontiert ist, ist der wahre Trekking-Allrounder nahezu jeder Geländesituation gewachsen, wie Das Radhaus zutreffend bemerkt. Den Bike-Typ gibt es auch in verschiedenen Bauarten – eine eher komfortable für die flachen Küstenabschnitte und entlang der Fjorde, und die sportliche für Bergtouren.
Obwohl für das Trekkingbike neben Felgen- und Scheibenbremsen auch eine Beleuchtungsanlage ausstattungstypisch ist, kann in Norwegen auf letztere weitgehend verzichtet werden, denn: Fahrräder sind hier von einer allgemeinen Lichtpflicht ausgenommen.
Gleiches gilt auch für das Tragen eines Fahrradhelms sowie einer reflektierenden Warnweste, die nicht zwingend vorgeschrieben, aber häufig anzutreffen sind. Allerdings ist eine gut funktionierende Fahrradbeleuchtung vor allem für Tunnelfahrten unbedingt erforderlich.
Daneben sollten Trekkingbikes
– über eine bergtaugliche Kettenschaltung (Übersetzung ca. 1:1) sowie
– ausreichend breite Reifen (Mindestbreite: 32 Millimeter) wegen der rauen Oberflächen und zahlreichen Schotterbeläge verfügen.
An der Küste entlang
Entsprechend ausgestattet und gut gerüstet empfiehlt sich als Einstieg eine leichtere Radtour, etwa an einigen, eher ebenen Abschnitten der Helgelandsküste entlang. Sie kommt besonders Freizeitradlern und Trekkingbike-Anfängern mit ihrem weithin flachen Terrain und geringem Verkehrsaufkommen entgegen. Dabei wird jedem die Wahl zwischen kürzeren und längeren Tagesetappen durch ein großzügiges Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten entlang der Route im Küstenstreifen leichtgemacht.
Hier erwarten gerade den Natur- und Kulturinteressierten Kulturlandschaften mit Inseln, Holmen, Schären und Meer in der Gemeinde Vega etwa. Aber auch einige der bekanntesten Wahrzeichen des Landes, wie etwa De Syv Søstre (‚Die Sieben Geschwister‘), Dønnamannen (‚Der Mann aus Dønna‘) und Torghatten (‚Der Markthut‘) warten auf ihrer Besichtigung. Auf der Tour lässt sich überdies ein Abstecher auf die Insel Lovund einplanen, die für Ihre große Papageitaucherkolonie bekannt ist.
Auf der Kanalroute
Einen reizenden Kontrast hierzu setzt die einmal quer durchs Land sich hinziehende Kanalroute mitten durch den Süden Norwegens. Stationen sind Porsgrunn, Skien, Dalen und die Küstenstadt Stavanger. Dabei wird ein Teilabschnitt des einst künstlich in Gebirgsmassiv gefrästen Telemarkkanals begleitet, der auf eine mehr als hundertjährige Geschichte zurückblicken kann und seinerzeit nach Fertigstellung als „achtes Weltwunder“ galt. Ein Besuch lohnt sich unbedingt, denn die 18 Kanalschleusen werden nach wie vor mit der Hand bedient. Und die kleinen Kanalhäuser des Personals liegen in verträumten Parkanlagen. Auch die imposanten, von Hand gemeißelten Original-Steinblöcke der Schleusen sind eine Besichtigung wert.
Auf Almen und Weideland
Sportlich etwas anspruchsvoller geht es dagegen auf einer Tour nach Mjølkeveien in Oppland zu, der größten Almansiedlung Norwegens. Auf der im Deutschen als „Milchstraße“ bezeichneten Strecke haben Radfans die Wahl zwischen einer Rundtour über das Gebirgsplateau Stølsvidda oder einer Fahrt vom Golsfjell nach Fagernes in Valdres. Ihren Namen trägt sie von den zahlreichen Almhöfen, welche die Strecke säumen. Sie haben sich traditionell der Milch- und Käseproduktion verschrieben und freuen sich über Besucher aus nah und fern. Die großzügig beschilderte Route führt durch Weideland, das sich weitläufig auf der Gebirgsebene zwischen Valdres und Hallingdal hinzieht und über viele Kilometer hinweg mit atemberaubenden Ausblicken auf das Jotunheimengebirge lockt.
In alpinem Gelände
Für den eher sportlich ambitionierten und erfahrenen Touren-Freak geht es auf dem rund 100 Kilometer langen Rallarvegen vergleichsweise anspruchsvoll zu. Die Strecke führt abseits jeglicher Straßen meist durch hochalpines Gelände zwischen 800 und 1300 Metern Höhe. Für den mitunter spektakulärsten und schönsten Radweg Norwegens sollte die Wahl auf ein Trekkingrad oder Mountain-Bike mit kräftigen Reifen und einem Durchmesser von 26 Zoll fallen. Geteerte Radwege sucht man hier vergebens, es geht überwiegend querfeldein, bestenfalls noch auf losem Schottergrund. Teilweise extrem steile Abschnitte stellen den Bike-Tourer vor nicht unerhebliche Herausforderungen, die in einigen Spitzkehren in Flåmdalen gipfeln. Die Tour startet im winzigen Haugastöl, verläuft über die Fernstraße Nr. 7 und teilweise an der Eisenbahnstrecke entlang, die Oslo mit der Stadt Bergen an der Westküste Norwegens verbindet.
Verfasst von Martin Schmidt
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