Beitrag vom Donnerstag, 01. April 2021
Osterzeit in Norwegen
In vorchristlicher Zeit feierte man naturgemäß auch in Norwegen nicht Ostern (påske), sondern das Frühlingsfest, also die Tages- und Nachtgleiche am 21.3. Man freute sich, dass nach einem langen Winter die Natur wieder zum Leben erwacht, alles grünt und blüht und Lämmer, Kälber und Zicklein den Stall mit neuem Leben erfüllten. Die Hühner begannen wieder Eier zu legen und zu brüten. Das Ei wurde somit das Symbol für Kraft und neues Leben.
Später verschmolzen das heidnische und das christliche Brauchtum zum religiösen Osterfest.
Der Osterhase und die Küken
Der Osterhase war in Norwegen nicht sehr bekannt, doch hat man vereinzelt die Tradition nach und nach aus dem deutschen Kulturraum übernommen. Der Hase ist dabei auch ein Symbol für Fruchtbarkeit und neues Leben.
Die Geschichte, dass der Hase nun Eier legen soll, stammt aus der griechischen Mythologie. Eine Göttin schuf dabei aus einem Vogel einen Hasen, der jedoch allsbald das Eier legen so sehr vermisste, dass er jedes Jahr zu Ostern ein Mal dazu die Gelegenheit bekam.
Ostereier und Osterschmuck
In Norwegen versteckt man meist große Papp-Ostereier (påskeegg), gefüllt mit allerlei Süßem, wobei das klassische und traditionelle Ostersymbol jedoch nicht der Hase sondern das Küken ist. Demnach sieht man im Gebirge zu Ostern auch häufiger aus Schnee geformte, riesige Küken mit gefärbten Federkleid.
Der typische Osterschmuck nennt sich påskeris und besteht aus mit bunten Federn geschmückten Birkenzweigen. Mit diesen Sträußen holt man sich zu einer Zeit wenn es draußen in Norwegen meist noch recht grau ist den Frühling ins Haus.
Ostern im Gebirge
Es passiert jedes Jahr aufs Neue: Die Preise für Unterkünfte jeder Art schießen in astronomische Höhen, jede noch so kleine Loipe wird nochmals frisch präpariert, Städte und Gemeinden sind verödet – Ostern (Påske) steht vor der Tür.
Die Zeit ist mit Sicherheit die beliebteste Urlaubsperiode des Landes. Und seit Beginn des 20. Jahrhunderts, mit dem Aufkommen von Autos und ersten Bahnlinien, ist es Tradition, die finsteren Täler zu verlassen, mit Kind und Kegel auf die sonnenüberfluteten Hochebenen zu ziehen und sich die Osterbräune zu holen. Ein armer Kerl ist wer da arbeiten oder aus sonstigen Gründen daheim bleiben muss.
Den Ursprung dieser Tradition könnt ihr hier nachlesen.
Zu einer zünftigen Bergtour gehören vor allem drei Dinge: eine Thermoskanne mit Tee für die innere Wärme, Kvikk lunsj, das norwegische Kit Kat als Energiegeber, und Orangen. Diese hatte einst Fridjof Nansen auf seiner legendären Skitour von Bergen nach Oslo mit dabei.
Der Osterkrimi
In den letzten Jahrzehnten wurde es zu einer Tradition, im Fernsehen Osterkrimis zu zeigen und selbst einen Kriminalroman zu lesen. Auffallend ist, dass fast alle Bücher dieses Genres in Norwegen um die Osterzeit herum erscheinen.
Die Tradition geht auf eine zu Ostern 1923 in der Zeitung Aftenposten erschienene Werbeanzeige für den Krimi „Mord in der Bergenbahn“ zurück. Die Anzeige war kaum als solche gekennzeichnet und löste bei vielen Lesern Entsetzen aus.
Die ganze Geschichte des Osterkrimis findet ihr hier.
Das Osteressen
Geschätzte 50% aller Norweger essen zu Ostern Lamm infolge des Informationsbüros für Fleischwaren. Diese Tradition entwickelte sich in Norwegen erst in den letzten Jahren.
Der Brauch mit diesem Gericht geht auf den Auszug der Israeliten aus Ägypten zurück.
Feiertage
Osterzeit ist Ferienzeit. Ganze zwei Wochen lang ist das ganze Land im Urlaub. Meist wie gesagt im Gebirge, wobei auch die Ferien in der Großstadt und im sonnigen Süden im Kommen sind.
Die Feiertage selbst beginnen mit dem sjærtorsdag (reiner Donnerstag), der ein Feiertag ist (alle Läden haben geschlossen). Es folgen der langfredag (langer Freitag), der påskesøndag (Ostersonntag) und der påskemandag (Ostermontag).
Verfasst von Martin Schmidt
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