Beitrag vom Montag, 23. März 2015
Oslo mit Herz
Im Zuge der Industrialisierung im 19. Jahrhundert und im Kontrast zum ländlichen Norwegen erwarb sich Oslo einst den zweifelhaften Ruf als graue, menschlich kalte Stadt. Sinnbildlich hierfür stehen einige Bilder von Edvard Munch und Theodor Kittelsen.
Doch Oslo hat sich, vor allem nach den Anschlägen 2011, stark gewandelt, hin zu einem weltoffenen Ort mit freundlichen, auch hilfsbereiten Bewohnern, die durchaus mit einer gesunden Portion Humor ausgestattet sind. Dass nicht nur ich diesen Eindruck habe, zeigen die vielfach positiven Reaktionen von Reisenden und Zugewanderten. Ins Bild passt zudem auch folgende kleine Episode:
Svend Ole Kvilestø wohnt in Oslo und hatte offensichtlich einen sehr weisen Vater. Denn dieser pflegte hin und wieder zu sagen: „Svend, die größte Freude ist es, anderen eine Freude zu machen.“ Dies scheint gefruchtet zu haben, denn Svend gründete die Facebookgruppe „Oslo gis bort„, auf der man Sachen, die man nicht mehr benötigt, verschenken kann, der Umwelt und anderen Menschen zu liebe.
Auch Veronika Madsen wendete sich an die Gruppe, allerdings mit einem sehr speziellen Anliegen: „Liebe Leute, ich habe mich verliebt … und ich möchte meine Liebe mit einer Hochzeit feiern. Leider haben wir nicht so viel Geld, denn nur einer arbeitet, der andere ist krankgeschrieben. Deshalb möchte ich euch liebe Menschen fragen, ob ihr etwas abzugeben habt, was mit einer Hochzeit zu tun hat. Wir benötigen alles…“
Die Reaktion war überwältigend. Über 90 Menschen zeigten sich spontan bereit zu helfen. Angeboten wurde alles, angefangen von Hochzeitskleidern, Blumen und Kuchen, bis hin zu Dekor und Hochzeitsfotografie. Als sich herausstellte, dass Veronika in ihrem Heimatort Molde heiraten wollte, boten sich Leser spontan als Kellner bzw. DJ an. Auch ein Versand von Kuchen mit der Post sollte kein Problem sein.
Veronika: „Die Leute sind so nett, ich kann gar nicht aufhören mich zu freuen. Ich lächle nun schon konstant drei Tage am Stück und konnte kaum schlafen.“
Verfasst von Martin Schmidt
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