Beitrag vom Montag, 03. August 2015
Eine Eisscholle am Fjord – Die Osloer Oper
Einst war die Oper der Stadt im Folketeater am Youngstorget untergebracht. Das Gebäude war nicht gerade repräsentativ und so war die Diskussion über einen neuen Standort schon seit vielen Jahren im Gange.
1999 entschied das Osloer Parlament letztendlich, dass eine neue Oper im gerade im entstehen begriffenen Stadtteil Bjørvika direkt am Wasser erbaut werden sollte. Den Zuschlag für den Entwurf erhielt das renommierte, norwegische Architekturbüro Snøhetta.
Die letztendlich 2008 eröffnete, 520 Mio. Euro teure, 110 Meter breite und 207 Meter lange Oper begeisterte die Welt und setzte Maßstäbe. Das einzigartige Äußere, das an eine gestrandete Eisscholle erinnert, die hervorragende Akkustik, Norwegens größter Kronleuchter, geschaffen vom Hadeland Glaswerk, und das edle geölte Eichenholz der Säle überzeugten die Kritiker.
Die Besonderheit des Hauses ist und bleibt jedoch das begehbare Dach. Es soll Offenheit und Transparenz symbolisieren. Kultur schottet sich hier nicht ab, sondern wird zugänglich. Diese Art der Zugänglichkeit bei öffentlichen Institutionen hat Tradition. Schon das Rathaus (1930-50) und das Parlament (19. Jahrhundert) besitzen Versammlungssäle, die sich nicht im Verborgenen befinden, sondern der Stadt und den Menschen baulich entgegenkommen.
Beim verwendeten Fassadenmaterial der Oper handelt es sich zumeist um feinen italienischen Carrara-Marmor. Dieser muss jedoch regelmäßig gereinigt werden, bekommt er doch im relativ feuchtem norwegischen Klima gelbe Flecken.
Das Dach kann Tag und Nacht betreten werden, ist jedoch besonders eindrucksvoll im Licht der untergehenden Sonne. Übrigens, wie es bei Eisschollen so üblich ist, gibt es auch einige kleine (gewollte) Spalten und Stufen. Man sollte also etwas aufpassen, wo man hintritt.
Verfasst von Martin Schmidt
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