Beitrag vom Freitag, 11. Mai 2018
Norwegische Worte, die sich nicht übersetzen lassen
Andere Länder, andere Denkweisen. Dies zeigt sich immer wieder bei dem Versuch, Texte möglichst originalgetreu zu übersetzen. Manches ist gleich und fällt in der Übertragung leicht, für andere Begriffe jedoch ist es nahezu unmöglich, eine deutsche Entsprechung zu finden. Man ist gezwungen, sie zu umschreiben. Die Kultur eines Landes und die Wahrnehmung der Welt spielen für die Entwicklung solcher besonderen Worte eine große Rolle. Im Japanischen beispielsweise lassen sich kuriose Lebenssituationen oder Naturphänomene treffend beschreiben. Den nordischen Sprachen hingegen geht es vor allem darum, eine entspannte Lebensführung zielsicher zu artikulieren. Das wirkt im Finnischen schnell kurios, im Schwedischen träumerisch und im Norwegischen hyggelig, also nett. Ein paar Beispiele in loser Reihenfolge:
hygge – Dieses norwegische-dänische Wort beschreibt eine Art von entspannter Gemütlichkeit. Da diese in unserer hektischen Zeit so enorm wichtig ist, wurde das Wort ja kürzlich erst in die deutsche Sprache übernommen und ist nun auch im Duden gelistet.
kos – Im Grunde ist kos nur ein anderes, noch „norwegischeres“ Wort für hygge.
peiskos – Dies umschreibt die Entspanndheit, die einem umgibt, wenn man vor dem Kamin sitzt. Es ergeben sich da noch vielfältige andere Kombinationsmöglichkeiten, wie skikos oder auch hjemmekos (entspannt die eigenen vier Wände genießen).
utepils – Das utepils ist ein Bierchen, das man nach langen Winternächten das erste Mal im Freien genießt. Ein „Draußenpils“ also. Viele Norweger umgibt nach reichlichem Genuss übrigens die fylleangst, also die Furcht davor, im Rausch unvernünftige Dinge zu tun.
døgn – Für den Zeitraum von 24 Stunden gibt es im Norwegischen ein eigenes Wort, nämlich døgn. Nicht zu verwechseln mit dag. Dieser beginnt um 0 Uhr und endet strikt um 24 Uhr.
ildsjel – Eine „Feuerseele“. Ein Mensch also, der für eine bestimmte Sache brennt und sich vehement für diese einsetzt.
fjellvant, skivant – Ist man es gewohnt, sich im Gebirge zu bewegen, dann ist man fjellvant. Steht man hingegen seit dem dritten Lebensjahre auf Skiern ist man skivant, also an Skier gewöhnt.
friluftsliv – Dieses Wort bezeichnet ganz allgemein alle Betätigungen in der Natur. Also wandern, Skifahren, surfen, Radfahren usw.
mark – Und die Natur? Diese ist mit der mark gleichzusetzen. Es gibt die innmark, also das bestellte Land, die utmark, die Weidegebiete, und die villmark, wo die Natur weitestgehend sich selbst überlassen ist.
føre – Dieses Wort beschreibt den Zustand von Schnee und wie gut man durch diesen mit Skiern gleiten kann. Von skiføre spricht man, wenn Skifahren gut möglich ist. Bei silkeføre hingegen fährt es sich wie über Seide.
brøytekant – Schneewall entlang von Straßen nach der der Räumung.
oppholdsvær – Das Wetter ist eine echt schwierige Angelegenheit in Norwegen. Im Grunde freut man sich manchmal schon, wenn es einfach mal keinen Niederschlag gibt. Und genau das meint dieses Wort. Es ist der Zustand, wenn es weder regnet, graupelt oder schneit. Da ist es egal, ob die Sonne scheint, oder es komplett bedeckt ist.
bergtatt – Ist man von der Natur völlig eingenommen, ist man „vom Berg erfasst“, also irgendwie verzaubert.
orke – Schaffen, aber nicht im Sinne von etwas schaffen, sondern in der negativen Bedeutung, dass man für etwas überhaupt keine Energie hat.
kukelure – Herumsitzen, nachdenken und vor sich hin stieren. Kukelure passiert jedem mal.
hedersmann – Ein Mensch, der von allen für seine Leistungen gefeiert wird.
radarpar – Zwei Mitspieler oder Partner, die sich bestens, nahezu ohne Worte, verstehen.
samboer – Der „Zusammenwohner“ ist ein Lebensgefährte, mit dem man auch die Wohnung teilt.
tyvsmake – „Diebesschmecken“ passiert immer dann, wenn man schon mal vorab vom Teig nascht oder sich vor dem Essen ein Stück des Bratens stibitzt. Vielen neugierigen norwegischen Kindern ist auch tyvtitte ein Begriff. Dieser umschreibt, dass man schon vorab mal nachgeschaut oder sich etwas angesehen hat. Wenn man hingegen tyvstarte nutzt, dann startet man vorschnell, was dann auch als eine Art Überraschung gedacht sein kann.
lettvinnt – Geht einem eine Arbeit gut von der Hand, dann war sie „leicht gewonnen“. Fiel es hingegen schwer, war es tungvinnt.
smørøye – Das „Butterauge“ ist ein Klecks Butter in der Grütze. Oder aber jener Ort, an dem am meisten los ist.
barnemat – „Kinderessen“ kennt jeder. Wenn jedoch eine Aufgabe keine Probleme aufwirft, dann ist sie für Norweger auch ein „Kinderessen“.
Unübersetzbare Worte aus aller Welt findet ihr in diesem Buch.
Verfasst von Martin Schmidt
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