Beitrag vom Mittwoch, 31. Januar 2018
Norwegische Expeditions- und Entdeckungsreisen
Der Drang, die Welt zu erkunden und weiße Flecken von den Landkarten zu tilgen, war schon immer übermächtig. Auch in Norwegen. Eingeleitet wurden die Entdeckungsfahrten von den Wikingern im 8. Jahrhundert, die von Norwegens Gestaden aus bis nach Irland, Schottland, Island und Amerika in mehr oder minder friedlicher Absicht reisten.
Wikinger
Dass die Wikinger tatsächlich Amerika entdecken, bewies in den 1950er Jahren der norwegische Forscher Helge Ingstad. Er wies in L’Anse aux Meadows auf Neufundland eine Wikinger-Siedlung nach. Weitere wurden durch amerikanische Forscher in den letzten Jahren gefunden.
Siedlungen norwegischer Wikinger entstanden abgesehen von Amerika auch auf Grönland, Island, den Färöer-, Shetland- und Orkney-Inseln, in Schottland, West-England, auf der Isle of Man und in Irland. Handelsrouten führten unter anderem nach England, Irland und Frankreich, weniger friedliche Angriffe und Plünderungen wurden zudem in Südeuropa verzeichnet.
„Svalbard funnin“ – „Land der kalten Küsten gefunden“ – So ist es in den isländischen Annalen aus dem Jahre 1194 zu lesen. Dies bedeutet vermutlich, dass Siedler aus der einst norwegischen Kolonie Island die Inselgruppe Spitzbergen als erstes entdeckten.
Ein Entdecker des 16./17. Jahrhunderts war der in Arendal geborene Jens Munk. Er erforschte im Auftrag Christian IV. die Nordwestpassage und damit den Seeweg nach China.
18. und frühes 19. Jahrhundert
Als der evangelische Pfarrer Hans Egede am 3. Juli 1721 in der norwegischen Kolonie Grönland ankam stellte er fest, dass es keine Wikingersiedlungen mehr gab. Er traf dafür auf Inuit. Er lernte deren Sprache und übersetzte christliche Vorstellungen ins Grönländische.
Mit Egede gelangten auch Siedler und Abenteurer nach Grönland.
Nach dem Unionswechsel Norwegens im Jahre 1814 wuchs das nationale Selbstbewusstsein und damit auch das Interesse an den unberührten und meist auch unerforschten arktischen Regionen nördlich des Landes.
Die erste Forschungsexpedition, unter der Leitung des norwegischen Geologen Baltazar Mathias Keilhau, führte 1827 nach Nord-Norwegen, auf die Bäreninsel und nach Spitzbergen.
Das Goldene Zeitalter
Ende des 19. Jahrhunderts stieg mit den neuen schifffahrtstechnischen Möglichkeiten auch das norwegische Interesse an den Polarregionen weiter an. 1876-78 wurde das Nordmeer erforscht, 1879-1881 die Beringstraße.
Eine grenzenlose Arktis-Euphorie, ja ein wahres Polarfieber, lösten jedoch erst Fridtjof Nansens Expeditionen aus: die Durchquerung des Grönländischen Inlandeises auf Skiern 1888 – 1889 und die Fahrt mit der Fram in Richtung Nordpol, 1893–1896. Über Jahrzehnte hinweg gab es nun praktisch nur noch zwei Themen im Land: 1. Das Skifahren, 2. Die Pole der Welt.
In den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts wandte man sich neben der Arktis, die u.a. durch Otto Sverdrups bekannte Zweite Fram Expedition weiter erforscht wurde, zunehmend auch dem Gegenpol der Antarktis zu, die man als erstes betrat und mit Skiern und Hundeschlitten erkundete.
Gekrönt wurde die Zeit der norwegischen Abenteurer und Entdecker durch die erste Durchquerung der Nordwestpassage, durch Roald Amundsen im Zeitraum von 1903 bis 1906, und selbstverständlich durch die Bezwingung des Südpols durch Roald Amundsen am 14. Dezember 1911. 1918–1925 durchquerte ebenfalls Amundsen als erster Mensch das Polarmeer komplett und umrundete somit den Nordpol (Maud-Expedition).
1921 führte ein Expedition unter der Leitung des Geologen Olaf Holtedahl zur Insel Novaja Semlja. In den 1930er Jahren versuchte Professor Harald Sverdrup zusammen mit Sir Hubert Wilkins den Nordpol per U-Boot (Nautilus) zu erreichen. In den 1950er Jahren führten Expeditionen nach Spitzbergen und in die Antarktis.
Auch wenn alle Pole betreten und die Polarregionen schon gut erforscht waren, der Wunsch nach Abenteuer war noch nicht erloschen.
Abenteuerreisen der jüngeren Vergangenheit
Eingeleitet wurde die neue „Reisewelle“ durch die experimentalwissenschaftlichen Expeditionen Thor Heyerdahls. Seine bekanntesten Fahrten fanden 1947 (Kon-Tiki) und 1969 / 1970 (Ra, Ra II) statt.
Neue Vorstöße in die Regionen des Unmöglichen wagten Erling Kagge und Børge Ousland, die 1990 erstmals den Nordpol ohne die externe Versorgung von Begleitmannschaften erreichten.
Die ewige Jagd nach neuen Rekorden sieht Erling Kagge zunehmend kritisch. Er begibt sich seit einigen Jahren auf eine ganz andere Art von Expeditionen.
Für ihn ist es wichtig, sich in einer immer hektischer und lauter werdenden Welt auf die Suche nach der fast verloren gegangenen Stille zu begeben, die er in den polaren Weiten und in sich selbst findet.
Gebietsforderungen
Als Resultat norwegischer Entdeckungsreisen beanspruchte Norwegen bis in die 1930er Jahre hinein Teile Nord-Kanadas und des östlichen Grönlands (Eirik Raudes Land). Die Konflikte wurden allesamt friedlich beigelegt.
Im unabhängigen Gebiet der Antarktis besteht noch immer ein Gebietsanspruch auf das Dronning Maud Land.
Rekorde
– Erik der Rote – Erste Siedlung in Grönland, 985
– Entdeckung Amerikas durch Leif Eriksson, um 1000
– Durchquerung Grönlands durch Fridtjof Nansen 1888
– Erster Mensch auf dem antarktischen Festland, Carsten Borchegrevink, 1895
– Erster Einsatz von Hunden in der Antarktis, Carsten Borchegrevink, 1898;
erste Schlittenreise 16. Feb. 1900
– Erster Mensch auf Skiern in der Antarktis – Carl Anton Larsen oder Roald Amundsen
– Nordwestpassage erstmals durchquert, 1903-1906 – Roald Amundsen
– Erster Mensch am Südpol, Roald Amundsen, 14.12. 1911
– Trygve Gran – Erster Überflug der Nordsee, 1914
– 1918-1925 – erste Durchquerung der Nordostpassage; Roald Amundsen ist außerdem der erste Mensch, der das Nordpolarmeer komplett umrundete
– Erster Überflug des Nordpols (im Ballon), Roald Amundsen, 1924
– Erling Kagge und Børge Ousland erreichten 1990 erstmals den Nordpol ohne
Versorgung von Begleitmannschaften
– 1992/93 – Erling Kagge erreicht als erster Mensch allein und ohne Hilfe den Südpol
– 1994 – Erling Kagge ist der erste Mensch, der die drei „Pole“ der Welt erreicht:
Nordpol, Südpol, Mount Everest; 2006 gelang dies als erster Frau, zusammen mit drei
Begleiterinnen, Cecilie Skog
– 1994 – Liv Arnesen erreicht als erste Frau allein und auf Skiern den Südpol
– 2000 – Expedition zum Südpol – die jüngsten Abenteuerreisenden: Eirik Sønneland und Rolf Bae (25. Jahre).
– 2005/2006 – längste Skitour der Welt durch Rune Gjeldnes (4804 km)
– 2010 – Cecilie Skog durchquert zusammen mit Ryan Waters (USA) als erster Mensch
ohne technische Hilfsmittel und nur mit Muskelkraft die Antarktis (1800 km)
– Tormond Granheim – Erste Skiabfahrt vom Mount Everest
Quellen: snl; Polarekspedisjoner; Top 10; snl Vikinger
Verfasst von Martin Schmidt
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