Beitrag vom Dienstag, 06. Juni 2017
Norwegens Sprachen
Welche Sprache spricht man in Norwegen? Die Antwort scheint auf der Hand zu liegen: Norwegisch! Doch gibt es noch eine Reihe weiterer Sprachen und auch das Norwegische ist weniger einheitlich als vermutet, untergliedert es sich doch in zwei, in Teilen recht verschiedene Schriftvarianten: Bokmål, die Buchsprache, und Nynorsk, das Neunorwegisch. Wie es zu dieser Trennung kam, könnt ihr auf dieser Seite nachlesen.
Neben dem Norwegischen, das sich in vier große Dialektgruppen, Ostnorwegisch, Westnorwegisch, Trøndersk und Nordnorwegisch und alsdann in unzählige Kleindialekte unterteilen lässt, gibt es eine weitere größere Sprache im Land: das Samische.
Allerdings ist die samische Sprache ebenfalls kein einheitliches Gebilde. Man muss diese vielmehr in zwei verschiedene Gruppen einteilen, Ost- und West-Sami, und dann wiederum in 9 regionale samische Sprachen, die sich so stark voneinander unterscheiden, dass sie nicht als Dialekte zählen können.
In Norwegen kommen derzeit vier samische Sprachen zur Anwendung: Nordsamisch (am weitesten verbreitet), Lulesamisch (500 Sprecher), Südsamisch (300 Sprecher) (West-Sami) und Skoltsamisch (Ost-Sami). Letztere Variante ist nur noch im nordnorwegischen Ort Neiden zu finden und ist fast ausgestorben. In Norwegen gänzlich verschwunden sind Umesamisch und Pitesamisch .
Ebenso im mündlichen ausgelöscht ist die Pidginsprache Russenorsk, eine Mischung aus Russisch und Norwegisch, die vor dem Ersten Weltkrieg im Pomorhandel zwischen Norwegen und Russland zum Einsatz kam. Erhalten blieben rund 400 Worte, von denen 50 % norwegische, 40 % russische und 10 % ihre Wurzeln in anderen Sprachen hatten.
Ein Beispiel: «Kak sprek? Moje niet forsto» = Hva sier du? Jeg forstår ikke. (Was sagst du? Ich verstehe nicht.)
Eine seit 2005 anerkannte Minderheitensprache ist hingegen das Kvenisch. Es wurde von finnischen Einwanderern nach Norwegen gebracht und ähnelt dem Meänkieli bzw. Tornedalfinnisch im Norden Finnlands und Schwedens. Heute haben etwa 18.000 Menschen ihre Wurzeln in Finnland. Einige von ihnen sprechen Finnisch, andere Kvenisch. Genaue Zahlen gibt es noch keine.
Neben Kvenisch gibt es noch zwei weitere anerkannte Minderheitensprachen in Norwegen. Diese sind Romanes, die Sprache des Fahrendes Volkes der Sinti und Roma, und Norsk Romani. Eine Mischung aus Romanes und Norwegisch (Skandinavisches Romani), das von rund 100 – 150, meist älteren, dauerhaft in Norwegen lebenden Sinti und Roma – verwendet wird.
Nimmt man nun noch die Norwegische Zeichensprache hinzu, die als eigene Sprache ausgewiesen wird und bei rund 4000 Taubstummen ihre Anwendung findet, dann gibt es in Norwegen also insgesamt acht Sprachen. Gliedert man das Norwegische zudem noch in Nynorsk und Bokmål auf, sind es sogar neun.
Und eine weitere Sprache ist gerade dabei, zu entstehen: Die norwegische Ölsprache.
In der Ölindustrie wurde bis 1983, als man entschied, dass die Verkehrssprache auf norwegischen Plattformen Norwegisch sein soll, viele englische Worte verwendet. Der Grund war simpel, es gab einfach keine norwegische Entsprechung. Die norwegischen Wörter wurden jedoch nach und nach „erfunden“ und erstatteten die englischen. Alternativ fand man auch norwegische Wörter, die in dem entsprechenden Zusammenhang noch nicht genutzt wurden, aber sehr gut passten. Preventer wurde so zu utblåsingssikring („Ausblassicherung“), riser zu stigerør („Steigrohr“) und flare zu fakkel („Fackel“).
Verfasst von Martin Schmidt
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