Beitrag vom Montag, 23. Februar 2015
Norwegens Glasreich
Einst gab es in Norwegen 29 Glaswerke. Die meisten von ihnen, nämlich 21, lagen in Ostnorwegen, am Oslofjord, am See Randsfjord und am See Mjøsa. Zwei befanden sind in der Nähe der westnorwegischen Stadt Bergen, in Flesland und Hestvik, sechs weitere in der Region Trøndelag, nördlich von Trondheim.
Die Glasproduktion in Skandinavien begann zunächst in Dänemark. 1558 wurde hier das erste Glaswerk gegründet. Für die Feuerung der Öfen benötigte man Holz. Da dieses in Dänemark Mangelware war, verlegte man im 18. Jahrhundert die Produktion in die damals zu Dänemark gehörende Provinz Norwegen.
Die erste Fabrik des Landes eröffnete 1741 in Nøstetangen bei Hokksund. Bis zum Konkurs 36 Jahre später wurden hier Produkte für die feineren Gesellschaften des Königreiches produziert. Aber auch der Kronleuchter der berühmten Kongsberger Kirche stammt aus Nøstetangen.
Ein Problem bei der Glasproduktion in Norwegen war der Mangel an Fachkräften. Diese mussten aus Deutschland und England angeworben werden. Da England jedoch eine Abwanderung verbot, wurde so mancher Glasbläser auf norwegischen Handelsschiffen illegal über die Nordsee geschleust.
In den Räumlichkeiten des Søenskriver Hofes in Nøstetangen wird diese Geschichte sowie die Glastradition des Landes anschaulich vermittelt. Angeschlossen ist auch eine in den 1990er Jahren neu gegründete Glasbläserei.
Bekanntestes Glaswerk des Landes ist heute das Hadeland Glassverk am See Randsfjord, eine Stunde nördlich von Oslo. Die Produktion startete hier 1765, und läuft noch immer. Es ist die älteste noch immer in Betrieb befindliche Fabrik Norwegens.
Den Besucher erwarten im „Glasreich“ neben einem sehenswertem Museum und einer Kunstgalerie auch ein Fabrikverkauf und diverse thematische Läden. Auch kann die Glashütte an sich besucht werden. In dieser ist es möglich, sich selbst als Glasbläser versuchen.
In den ebenfalls in der Pionierzeit der norwegischen Glasherstellung gegründeten Werken in Hurdal (1755) und Biri (1762) wurde im Gegensatz zu Hadeland Fensterglas hergestellt.
Heute produzieren nur noch wenige Firmen des Landes industrielles Glas. Spezialgläser, z.B. für den Brandschutz, für Industriegebäude oder architektonisch besonders gestaltete Häuser werden zumeist importiert, z.B. von der Firma Hero Glas aus dem Emsland, die auch chemisch gehärtete gebogene Gläser herstellt.
Verfasst von Martin Schmidt
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