Titel Suleskardveien Stausee

Beitrag vom Mittwoch, 29. August 2018

Norwegen Vorreiter bei Erneuerbaren Energien

Unter erneuerbaren oder auch regenerativen Energien werden Energieträger verstanden, die im Prinzip unerschöpflich zur Verfügung stehen. Der Begriff an sich ist dabei rein physikalisch gesehen natürlich nicht richtig, denn Energie kann nicht erneuert, sondern nur in andere Formen überführt werden. Trotzdem hat sich diese Terminologie eingebürgert und soll nun auch in diesem Beitrag verwendet werden.

Nachhaltige, also nicht fossile Energiequellen sind die Bioenergie, die Geothermie, die Wasserkraft und die Meeresenergie, die Sonnenenergie und die Windenergie.

Für Norwegen relevant ist vor allem die Energiegewinnung aus der Wasserkraft, wobei auch kräftig in neue Windräder investiert wird. Die Energiegewinnung aus Solarzellen spielt naturgemäß eine untergeordnete Rolle. Auch der Wechsel von Ebbe und Flut wird noch nicht vollends genutzt. Derzeit gibt es nur ein Gezeiten-Versuchskraftwerk nahe Tromsø.

Wasserkraft

1882 war es, als der Welt vermutlich erstes Wasserkraftwerk in Hamn auf der Insel Senja in Betrieb genommen wurde und die Energie für ein Nickelwerk lieferte. Viele weitere sollten folgen, vor allem in Westnorwegen, wo die Anlagen die Grundlage für die industrielle Produktion legten. Die energieintensive Herstellung von Düngemittel konnte so in die Wege geleitet werden, wodurch ein entscheidender Beitrag zur Ernährung der Menschheit geleistet wurde. Auch die Aluminiumindustrie siedelte sich nach und nach in Norwegen an.
1891 wurde in Hammerfest das erste kommunale Wasserkraftwerk in Betrieb genommen, das in der Folge die Stadt mit sauberer Energie versorgte.
Da es logisch war, in einem Land mit hohen Niederschlagsraten, das Nass zu nutzen, folgten immer mehr Wasserkraftwerke. Insofern hatte die Energiewende in Norwegen eher natürliche, denn politische Ursachen.

Derzeit gibt es in Norwegen rund 1000, meist kleinere, Wasserkraftwerke. Sie stehen für rund 98% der elektischen Energieproduktion. Der größte Speicher ist der Stausee Blåsjø mit einer Kapazität von 7,8 Terawattstunden (TWh). Dem Blåsjø angeschlossen ist Norwegens größtes Wasserkraftwerk in Kvilldal.

Weltweit steht Norwegen bei der Energieproduktion aus Wasserkraft an 7. Stelle. Insgesamt werden im Durchschnitt pro Jahr 131,4 TWh aus Wasserkraft gewonnen. Der Verbrauch an elektrischer Energie liegt bei rund 133,10 TWh pro Jahr.

Windkraft

Momentan werden pro Jahr 3 477 GWh aus Windkraft gewonnen. Ziel ist es, den Wert auf 11 845 GWh ansteigen zu lassen. Große Turbinen sind an einigen Stellen der windumtosten norwegischen Küste in Bau. Insgesamt gab es 2017 468 Windkrafträder.

Norwegische Nachhaltigkeit

Dass Statistiken nicht immer leicht zu lesen sind, zeigt das Thema der Nachhaltigkeit der Energiegewinnung. Grundsätzlich gilt es zu beachten, dass zwischen dem Gesamtenergieverbrauch, dem Elektroenergieverbrauch und der Gesamtenergieproduktion unterschieden werden muss, und da wird vieles durcheinander geworfen.

– Gesamtenergieverbrauch (Bruttoenergieverbrauch): Dieser beinhaltet sowohl den Strom, der aus der Steckdose kommt, als auch Kraftstoffe jeglicher Art, also Benzin, Diesel, Gas usw.

– Gesamtenergieproduktion: Diese umfasst die Produktion von Strom, als auch die Nutzung von Kohle, Erdöl und Erdgas als direkte Energieträger.

– Elektroenergieverbrauch: Also verbrauchte Elektroenergie in den Haushalten.

– Elektroenergieproduktion: Energie, die anschließend als Strom zur Verfügung steht.

Schauen wir uns nun Norwegen an. Fakt ist, 99% der produzierten Elektroenergie wird nachhaltig gewonnen. Sie stammt zu rund 98% aus Wasserkraftwerken. Nimmt man nun den Gesamtverbrauch, also rechnet den Verbrauch von Öl und Gas z.B. für den Transport oder für den Betrieb von Gasheizungen mit ein, liegt der Anteil der konsumierten regenerativen Energie bei rund 69 %, was noch immer ein weltweiter Spitzenwert ist. (Platz 2 hinter Island, Quelle)
An dieser Stelle kommen übrigens viele Statistiken durcheinander und es erklärt vielleicht, warum z.B. dieser Artikel Norwegen als führendes Land der erneuerbaren Energieproduktion gar nicht auflistet. Zu lesen ist dort, dass Schweden wohl bald auf fossile Energieträger wird verzichten können. (Das ausgegebene Ziel der Regierung ist das Jahr 2040.) Norwegen kann jedoch wohl schon in wenigen Jahren zu 100% nachhaltig elektrische (!) Energie produzieren. Auf fossile Energieträger bei der Wärmegewinnung und beim Transport werden aber beide Länder noch längere Zeit nicht zu 100% verzichten können, wobei sich Norwegen diesbezüglich extrem ehrgeizige Ziele gesetzt hat und weltweit Vorreiter auf dem Gebiet der Elektromobilität ist.

Quellen: Vannkraft nøkkeltall, Vannkraft i Norge, Energieverbrauch,

Ökostrom

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