Beitrag vom Montag, 12. Dezember 2016
Lussi Langnatt – Wenn die Trolle kommen
Wann genau man mit der Feier des Luciatages, also dem 13. Dezember, in Norwegen begann ist nicht ganz klar. Gesichert ist hingegen, dass die Nacht vor dem Luciatag, die Lussi Langnatt („Lussis Lange Nacht“), schon seit Jahrhunderten in Norwegen gefürchtet ist.
In Folge des alten, Julianischen Kalenders, war die Nacht vom 12. auf den 13. Dezember die längste und damit auch die dunkelste des Jahres.
Angeblich soll Lussi, ein weibliches, extrem temperamentvolles Wesen, mit ihrem Gefolge, den Trollen und Unterirdischen, unterwegs sein, um die Weihnachtsvorbereitungen zu kontrollieren, Schabernack zu treiben und allerlei Unruhe zu stiften. Die wilde Hatz wird Åsgårdrei genannt. Sollte man in der Nacht aus Richtung Norden den Lärm des Gefolges hören, so half nur noch schnell „Dra til norden og ned“ („Fahrt nach Norden und hinab“) zu rufen. Ansonsten konnte man nur noch einige Vorbereitungen treffen, wie z.B. ein Stück Stahl unters Bett zu legen und die Hauseingänge mit Teekreuzen zu schützen. Gut war es auch, bei den Pferden zu wachen, denn diese wurden von den Trollen gerne bis zur völligen Erschöpfung geritten. Zudem mussten alle groben Arbeiten auf dem Hof erledigt sein, denn die Weihnachtsvorbereitungen sollte ja nun beginnen. Türen und Fenster waren geschlossen zu halten. – Und wehe dem, Lussi war nicht zufrieden mit dem, was sie sah. Da konnte allerlei Ungemach über das Anwesen hereinbrechen. Da half nur noch, ein Mädchen mit Kerzen, als Symbol für die Helligkeit, losziehen zu lassen. Diese sollte singen: «Lussinatt lange, intet være bange, Gud beskytte gård og grunn, fisk i vann og fugl i lund. Intet være bange, Lussinatt lange.» („Lussinacht, du lange, niemanden sei bange,. Gott beschütze Haus und Grund, Fische im Wasser und Vögel im Hain. Niemanden sei Bange, in der Lussinacht, der langen.“)
In Folge mehrerer Sagen, war Lussi Adams erste Frau und ist seither Stammmutter aller unterirdischen Wesen.
Bis zur Reformation im Jahre 1537 wurde in Norwegen die Luciamesse gefeiert. Der Luciatag, mit Umzügen und Kerzen, wird hingegen erst seit einigen Jahrzehnten wieder am Tag nach dieser unheimlichen Nacht begangen.
Das Bild rechts zeigt links das Gemälde „Åsgårdreien“ von Peter Nicolai Arbo, 1872, und rechts das Gemälde „Julereia“ von Nils Bergslien, 1922.
Verfasst von Martin Schmidt
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