Beitrag vom Freitag, 06. April 2018
Kjenge – Ein reich geschmücktes Trinkgefäß
Bierschalen zum Genuss einen guten, reichhaltigen Schluckes Gerstensaft gibt es auch in den skandinavischen Nachbarländern, z.B. in Schweden, wo diese snibbolle bzw. kåsa heißen. Eine Besonderheit der kjenge genannten norwegischen Version ist die reichhaltige, bis extravagante Ausschmückung.
Die älteste Bierschale hat man in Sogndal gefunden. Diese datiert auf das späte 16. oder das frühe 17. Jahrhundert. Die meisten in Museen oder privaten Sammlungen bewahrten Schalen stammen jedoch aus dem 18. bzw. 19. Jahrhundert. In einem Gemälde hat sie der Maler Nils Bergslien verewigt.
Eine typisch norwegische kjenge ist oval geformt und hat zwei oder drei geschwungene Henkel. Diese sind zumeist als Pferdeköpfe geformt, können aber auch die Gestalt anderer Tiere oder von Fabelwesen, wie Drachen, annehmen.
Eine zweite Schalenform ist der ølfugl, der Biervogel. Er kam wahrscheinlich im 18. Jahrhundert auf und hatte meist die Gestalt einer Gans, einer Ente oder eines Pelikans. Je nach Form konnte man das Gefäß gjøytil, gås, høne, høneskål, kane, kani, kjenge, koks, mjokk-høne, orre, pelikan, skafse, øland, ølgås, ølhane, ølhøne, ølkjenge, ølkopp oder øse nennen. Man war da, so scheint es, recht erfinderisch.
Oft war es so, dass es in der Mitte des Tisches einen großen, viele Liter fassenden Biervogel gab, auf dem viele kleine Vögel als Trinkgefäße schwammen. Man schöpfte sich je nach Bedarf ein wenig Bier ab und genoss es in (wahrscheinlich) vollen Zügen.
Das Bier wurde meist selbst gebraut und in den Schalen zu besonderen Anlässen, wie Hochzeiten oder Taufen, serviert. Verziert sind die Gefäße meist mit bäuerlichen Motiven.
Am häufigsten vertreten ist die Bierschale in Hordaland, in Sogn und der Gegend um Voss.
Verfasst von Martin Schmidt
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