Karte Norwegen Blaeu 1650

Beitrag vom Montag, 23. April 2018

Kartografie und norwegische Kartografen

Wohl einer der ersten Geographen, dem die Region „Scandia“ bekannt war, war der um 150 n. Chr. lebende griechische Gelehrte Claudius Ptolemäus. Er verzeichnete die Region dort, wo 400 Jahre vor ihm Eratosthenes noch das mystische Land Thule verortete.
Auf den mittelalterlichen Glaubenskarten verlor sich wieder die nordeuropäische Spur, bis in der Renaissance die alten Karten des Ptolemäus wieder auftauchten und damit auch Skandinavien wieder einen Platz auf den Schriftstücken und Druckblättern fand.

Die ersten kartographischen Aktivitäten in Skandinavien sind wahrscheinlich auf den schwedischen Geistlichen Olaus Magnus  (1490 – 1557) zurückzuführen.
Dieser besuchte auf seinen Reisen auch Trondheim, das damalige Nidaros, und erstellte 1539 seine weltberühmte, jedoch reichlich phantasievolle Nordeuropakarte Carta marina, auf der es vor Merkwürdigkeiten nur so wimmelt.

Kartographische Darstellungen Norwegens aus dem Goldenen Zeitalter der Kartographie, also dem 16. und 17. Jahrhundert, sind unter anderem in den Werken von Sebastian Münster, Mercator, Ortelius, Blaeu und Bertius zu finden. Die Darstellungen beruhten zumeist auf Erzählungen Reisender und waren im Detail noch relativ ungenau. So wusste der Niederländer Willem Blaeu die Telemark kartographisch nicht richtig zu erfassen und stellte diese als eine von Bergen umringte leere Fläche mit See dar.

Die moderne Kartographie brachte vermutlich erst der Niederländer Isaac van Geelkerck (1615-1672) Mitte des 17. Jahrhunderts nach Norwegen. Er war Festungsplaner und Kartograf und fertigte hauptsächlich Darstellungen von norwegischen Bastionen an. Auch der Deutsche Samuel von Pufendorf (1632-1694) war in Norwegen aktiv.

Als einer der Gründerväter der norwegischen Kartographie gilt der auf der Insel Gossen bei Molde geborene Theologe Melchior Ramus (1646-1693). 1689 begann er mit der kartographischen Darstellung des Landes. 1692 überreichte er eine Norwegenkarte dem norwegisch-dänischen König Christian V. Seine Arbeit wurde von seinem Sohn Joachim Frederik Ramus (1685/6-1769) fortgeführt. Im Auftrag des Königs gab er 1713 gab er in Zusammenarbeit mit Professor Ole Rømer eine Karte über die Region „Helgeland, Salten, Lofoden, Vesteraalen“ heraus. Eine der bekanntesten Karten des 18. Jahrhunderts ist die 1761 erschienene Norwegenkarte von Ove Andreas Wangensteen. Es ist die erste Karte des gesamten Landes eines norwegischen Kartographen.

Nur wenige Jahre später, am 14. 12. 1773, wurde das erste kartographische Amt durch den Offizier Heinrich Wilhelm von Huth gegründet und es begann die exakte Vermessung des Landes, unter der Leitung von Carl Frederik Grove, an der 1815 unter anderem auch der Kartograf Gerhard Munthe (1795–1876) teilnahm.
Unter der Leitung des Dänen Poul de Løvenørn wurde ab 1784 ein Seekartenarchiv angelegt.

Einer der zuweilen wichtigsten Kartenverlage, das N. S. Krums Kart- og Opmaalingskontor, wurde 1881 durch den norwegischen Kartographen und Vermessungstechniker Nicolai Solner Krum gegründet. Dieser meldete im gleichen Jahr ein verbessertes Nivelliergerät zur Bestimmung von Höhenunterschieden zum Patent an.

Mitte des 19. Jahrhunderts war Norwegen Teil der wissenschaftlichen Vermessung der Erde („Struve Bogen“) unter Leitung des deutschen Astronom Friedrich Georg Wilhelm von Struve (1793-1864).

Kartensammlungen

Die meisten historischen Norwegenkarten sind über die Homepage des norwegischen Kartverket frei zugänglich. Die Sammlung umfasst 10.000 historische Landkarten, die ältesten aus dem 18. Jahrhundert, und 500 historische Seekarten, die ältesten aus dem 16. Jahrhundert.
Die schönsten sind für mich die 210 handgezeichneten „Kvadratmilkart“ (Quadratmeilenkarten), aus der Zeit von 1774 bis 1808, die vor allem Ostnorwegen abdecken.

Für Freunde der Materie ist auch das Norwegische Kartenmuseum in Hønefoss einen Besuch wert. Es besitzt eine nahezu einzigartige Sammlung an kartographischen Messinstrumenten. Alle Ausstellungsstücke sind auch im digitalen Museum online anzuschauen.

Onlinekarten

Norwegische Onlinekarten sind zahlreich vertreten und haben eine hohe Qualität. Ich persönlich finde diese teilweise besser als Google Maps und Open Street Map.

Führend sind norgeskart.no des Kartverket und die finn.no Karte. Diese decken nur Norwegen ab. Auf Kvasir kart ist der ganze Norden zu sehen.
Se Norge bietet thematische Karten zu den Themen Schnee, Wasser, Wetter und Klima. Eine unglaubliche Vielfalt an themenbezogenen Karten bietet auch das Portal geonorge. Themen sind u.a. Geologie, Energie, Landwirtschaft und Verkehr. Fotos der letzten 100 Jahre sind hingegen auf der Seite norgeibilder zu finden.
Weitere thematische Karten auf der Seite des Kartverket.

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