Plakat NLF

Beitrag vom Dienstag, 16. Februar 2016

Ich schenke mir ein Festival

Musik gehört zu einem Geburtstag dazu, zumal zu einem runden. Nun kann man einfach zu einer CD greifen, diese einlegen und andächtig lauschen bzw. dazu tanzen. Oder man setzt darauf, dass Freunde einem ein Ständchen bringen. Was zwar durchaus ein von Herzen kommendes, aber, so sich Stimme und Noten nicht auf einer gemeinsamen, harmonischen Ebene begegnen, auch ein etwas atonales Erlebnis werden kann.
Genial ist da Heikos Idee. Er plant nun schlicht und ergreifend sein eigenes Festival. Frei nach dem Motto: „Die Musik, die ich mag wird hier vor Ort nicht gespielt? Lade ich mir die Bands halt ein!“ – Ein einfacher, wie auch famoser Gedanke! Kultur lebt eben doch vom Engagement und nicht vom Warten darauf, dass es irgendjemand endlich mal in die Hand nimmt.

Plakat_Feb15_V2Das Nordic Lights Festival für elektronische Musik findet nun am 5. März in Lillehammer, Norwegen, statt. Ort ist die Felix Lounge in der Storgate 31. Einlass ist um 18 Uhr, die erste Band spielt um 19 Uhr. Eintritt: 250 nkr (rund 27 Euro), Studenten zahlen ganze 100 norwegische Kronen weniger.
Es treten auf:
Substaat (NO)
Machinista (SE)
INTENT: OUTTAKE(DE)
Cronos Titan (NO)
Mechatronic (SE)

So, und nun darf Heiko selbst auch nochmal zu Wort kommen:

– Heiko, am 5. März findet in Lillehammer ein Musik-Festival statt. Genauer gesagt DEIN Musik-Festival. Wie kamst du denn auf die Idee dazu und was war der Anlass?

Es gab 2 Ansätze. Zum einen die Absprache mit einer Band aus Sarpsborg, einmal ein Konzert in der Region Lillehammer zu veranstalten. Zum anderen mein 50. Geburtstag.
Da bereits mein 40. Geburtstag etwas ganz besonderes war, nämlich eine Sprachreise auf die Lofoten – wo du, Martin, ja auch dabei warst – wollte ich zum Fünfzigsten auch etwas Besonderes machen.
Zunächst hatte ich die Idee, ein Konzert mit erwähnter Band hier oben bei mir in einem Vereinshaus zu veranstalten. Aber so nach und nach dachte ich mir, dass das Unsinn wäre. Hier am Waldrand, knapp 30km südlich von Lillehammer wäre es schwer genügend Interessenten für die Band heran zu bekommen. Also nahm ich Kontakt mit einer Location in Lillehammer auf. Als diese mir dann einen Saal ohne Mietforderung zur Verfügung stellten, kam alles richtig in Gang.
Unabhängig vom Geburtstag und der Absprache mit der Band möchte ich aber auch ausloten, ob Lillehammer geeignet ist für ein derartiges Festival. Es gibt ein reiches Kulturleben, bekannt sind vor allem das Literaturfestival und Dølajazz. Musikalisch kann man hier jedes Wochenende etwas erleben, aber die Musikrichtung die auf meinem Festival zu hören sein wird, die gibt es in Lillehammer nicht.

– Welche Musik wird es zu Hören geben?

Generell ist es elektronische Musik. Viel Synthpop, und ein bisschen Dark Elektro. Alle Bands haben gemeinsam, dass ihre Vorbilder allesamt in den 70ern und 80ern Musik machten. Als Beispiel nenne ich mal David Bowie, The Cure, Depeche Mode, Kraftwerk, Human League oder Yello. Eine Band wird auf der Bühne von einem Gitarristen unterstützt, so dass auch die Fans der sogenannten handgemachten Musik etwas für sich haben.

– Woher kennst du die Bands?

Wenn man diese Art Musik liebt, und sie live erleben will, muss man sich auf den Weg machen. Es existiert eine Szene in Oslo, und dazu kommt Sarpsborg/Fredrikstad und die Region um Tønsberg. Oder man muss nach Schweden, wo Göteborg einiges zu bieten hat. Da die Szene ziemlich begrenzt ist, stolpert man fast automatisch über Bandmitglieder, die sich gerade mal als Besucher tarnen.
In meinem Fall war es aber auch so, dass ich seit 2012 als Webradio Moderator tätig war. Ich spezialisierte mich auf Musik aus Skandinavien, und bekam dadurch eine Menge Kontakte, anfangs nur per Facebook und Mail, aber später traf ich dann den einen oder anderen auch bei Konzerten. Später versuchte ich mich mit Interviews. Das war sowohl für das Internetradio, als auch für meine Internetplattform nordic-lights.net gedacht. Und so kam es dass ich im Oktober 2014 auf dem ElektroStat Festival in Oslo die schwedische Band Machinista befragen durfte, die nun im März auch mitspielen werden. Auf dem Festival knüpfte ich dann auch engeren Kontakt mit Per Aksel Lundgreen. Er spielte in den frühen 90ern bei der Band Apoptygma Berzerk mit, und hatte etliche andere Projekte wie z.B. Cronos Titan. Jarle Hansen von der Osloer Band Substaat kenne ich durch meine Partnerin Annegret, sie kannte ihn bereits durch frühere Konzerte.
Mit Mechatronic aus Schweden hatte ich lange nur Kontakt per Facebook, bis ich sie im Sommer in Göteborg persönlich treffen durfte. Tja, und die deutsche Band INTENT:OUTTAKE kommt aus meiner alten Heimat Leipzig.

– War es schwierig, diese für deine Festival-Idee zu begeistern?

Überhaupt nicht! Es fing mit Per Aksel und Cronos Titan an. Wie anfangs erwähnt waren wir es die das Konzert organisieren wollten. Das war irgendwann im April 2015, weiß nicht mehr so genau. Jedenfalls sagte Per Aksel, dass er sich sicher ist, dass Substaat da auch mitmachen würden. Naja, und Jarle war rein zufällig auch anwesend. Er sagte sofort zu. Dann wurde Machinista gefragt, und es kam ein Ja. Im Mai war ich dann auf dem WGT in Leipzig, und traf mich mit INTENT:OUTTAKE. Sie sind gerade einer DER Senkrechtstarter in der Szene, ihr Kalender für 2016 ist schon voller als der manch bekannter Band. Sie waren Feuer und Flamme, und nachdem die finanziellen Aspekte ohne große Diskussion geklärt waren, stehen auch sie auf dem Line-Up.
Ursprünglich war mit diesen 4 Bands mein Soll erfüllt. Schließlich muss ja doch eine Menge an Kosten bewältigt werden. Die Bands helfen mir aber mit, d.h. dass die norwegischen Bands ihre Reisekosten selbst tragen, und an die Hotelzimmer keine hohen Ansprüche gestellt werden.
Später bekam ich sogar noch einige Anfragen, ergo hätte ich ohne Probleme so um die 8 Bands haben können.
Unter den Anfragen waren auch Mechatronic. Ich war frech und antwortete, dass ich nur noch einen Platz als Opener frei habe (also Spielbeginn bereits 19 Uhr), und dass das Budget keinerlei Bezahlung zulässt. Ich war mir sicher dass darauf nur eine Absage kommen kann. Aber weit gefehlt: das Ehepaar aus Uppsala gönnt sich ein Wochenende in Lillehammer und spielt – einfach weil es Spaß macht – als erste Band.

– Kann man die Karten noch an der Abendkasse erwerben – für ganz spontane Besucher?

Vorverkauf geht in Norwegen nur bei bekannten Künstlern (Kraftwerk, The Cure, Justin Bieber), oder wenn bekannt ist, dass die Location klein ist aber der Andrang groß sein wird (Beispiel: Susanne Sundfør in Hamar war nach wenigen Tagen ausverkauft). Ich habe den Vorverkauf bereits im September gestartet, aber keinen nennenswerten Erfolg gehabt. Im Dezember war ich sogar schon knapp davor alles abzublasen. Aber ich will das durchziehen!
Um auf die Frage zu antworten: Ja, es gibt natürlich Karten am Einlass, sie sind nur ein klein wenig teurer als wenn man sie vorher kauft.

– Nun hast du dir ja einen großen Wunsch erfüllt. Gibt es weitere Wünsche?

Ich will jetzt erstmal dieses Großprojekt durchziehen. Und wenn es sehr gut laufen sollte, denke ich durchaus an eine Fortsetzung im nächsten Jahr.
Und was ich zu meinem 60. machen werde, steht in den Sternen.
Kleinere Wünsche gibt es natürlich. Zunächst soll sich mein rechter Ellbogen endlich wieder beruhigen, momentan steht mein Job dadurch auf der Kippe. Ich muss unbedingt nochmal nach Island. Und auf Svalbard war ich auch noch nicht.
Ach ja, einen weiteren Wunsch werde ich mir direkt beim Festival erfüllen. Aber das wird nicht verraten ;-)

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