Beitrag vom Montag, 03. Februar 2020
Gründe für den Preisanstieg bei Fähren
Der Unmut unter der Bevölkerung in West- und Nordnorwegen war deutlich vernehmbar und strahlte bis nach Oslo aus. Wie in jedem Jahr, so wurden auch diesmal Anfang Januar die Fährpreise angepasst. Ausgeglichen wurde diesmal jedoch nicht nur die Inflation von 3 Prozent, es waren vielmehr Aufschläge von bis zu 40 % zu bemerken. Für Inselbewohner wurde die Fährfahrt so von einen Tag auf den anderen zu einem extrem kostspieligen Erlebnis, auf das die meisten gut und gerne hätten verzichten können.
Doch wie kam es nun zu diesem prishopp, also der Preissprung? Einen Teil der Schuld trägt die Einführung der neuen Fährkarte und der damit einhergehenden neuen Berechnung der Tarife. Gezahlt wird nun nicht mehr pro Fahrzeug und Insasse sondern nur noch pro Fahrzeug. Alle Insassen reisen kostenlos. Da jedoch auch bisher der Fahrer im Fährpreis inklusive war, zahlen Alleinfahrer nun also deutlich mehr (rund 30 %). Wer sein Fahrzeug jedoch bis auf den letzten Platz besetzt, zahlt ungefähr den gleichen Preis wie bislang. Insgesamt jedoch waren, in Abhängigkeit von der Fährlinie, zwischen 2015 und 2020 Preissteigerungen von 25 – 59 Prozent zu verzeichnen.
Ein weiterer gewichtiger Grund für den Preisanstieg ist die geplante Umstellung auf Elektroantriebe. Im Zuge der grünen Verkehrswende sollen in den kommenden Jahren nahezu alle Fähren von Batterien angetrieben werden. Man rechnet mit Kosten von 800 bis 1,2 Mrd. Kronen (80 – 120 Mio. Euro). Norwegens Regierungschefin Erna Solberg konnte trotzdem nicht ganz einsehen, warum ihre Regierung für die dramatischen Preissteigerungen verantwortlich gemacht wurde, sind doch die Finanzkalkulationen Sache der Fylke, also der Provinzen. Ein durchaus richtiger Hinweis, wobei dabei vergessen wurde, dass die Regionalverwaltungen lediglich mit dürftigen 100 Mio. nkr unterstützt wurden, um die Verkehrswende stemmen zu können. Einerseits ist dies auch Norwegens neuem Verkehrsminister Knut Arild Hareide bewusst, der nun die Fylke zum Dialog einlädt und gewillt ist, eine Lösung zu finden. Andererseits deutet vieles darauf hin, dass nun Fylke und Regierung sich gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben.
Durch die gestiegenen Preise lohnt sich in jedem Fall die Anschaffung des Autopassferje-Chip (ferjekort).
Verfasst von Martin Schmidt
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