Beitrag vom Mittwoch, 22. Februar 2017
Gespenster im Theater
An der Oper in Oslo hatten gestern Ibsens „Gespenster“ (Gengangere) Premiere.
Das Tanz-Stück ist eine Wiederaufnahme der von Kritikern in aller Welt gerühmten Inszenierung aus dem Jahre 2014.
Als Henrik Ibsen (1828-1906) im Jahre 1881 sein neues Drama „Gengangere“ (Gespenster) präsentierte, geriet die weltweite Kulturwelt kurzzeitig aus den Fugen. Als „ekelhaft“ wurde das Stück beschrieben und teilweise auch verboten. Die Kritiken waren so hart, dass am Ende sogar Ibsens Widersacher Bjørnstjerne Bjørnson für ihn eintrat und ein donnerndes Machtwort sprach.
Aber Ibsen hatte auch nicht gerade leichte Kost serviert. Die Themen Inzest, Untreue, aktive Sterbehilfe, Syphilis und uneheliche Kinder waren jedes für sich schon harter Tobak vor über 130 Jahren. Doch noch dazu alles zusammen in einem Stück, das glich einer kulturell-geistigen Revolution.
Auch heute bewegen diese unangenehmen, teils tabuisierten Inhalte noch die Gemüter, doch zu einem Verbot eines Theaterstücks würden sie wohl in Europa nicht mehr führen.
Die von Theaterregisseurin Marit Moum Aune inszenierte und durch die Choreografin Cina Espejord gestaltete Aufführung an der Oper in Oslo ist ein „verblüffendes Tanz-Kunstwerk“ (Dance Europe) und ein „eindrucksvolles Erlebnis“ (VG). Oder um es mit der christlichen Zeitung Vårt Land zu sagen: „Ibsen wird getanzt, so dass die Herzen brechen.“
Verfasst von Martin Schmidt
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