Beitrag vom Samstag, 25. November 2017
Geschichte Norwegens
10.000 v. Chr. – 1100 n. Chr.
Das Eis taute, und Menschen kamen. Die ersten zwischen 10.000 und 8.000 v.Chr. Sie besiedelten das Land von Süden her sowie aus Richtung der Kola-Halbinsel im Nordosten. Um 4.000 v. Chr., so ist es nachgewiesen, begannen die ersten Sippen mit Ackerbau und Viehhaltung, speziell entlang des klimatisch begünstigten Oslofjords. In den folgenden Jahrtausenden drangen immer mehr germanische Stämme nach Norden vor und brachten um 1.800 v.Chr. die Kunde von der Bronzeherstellung mit nach Norwegen. Daher konnten nun allerlei Schmuckgegenstände, Waffen, aber auch Werkzeuge hergestellt werden. Eine wesentliche Verbesserung erfuhren diese durch die Verwendung von Eisen, um 500 v. Chr. Aus diesen Zeiten sind in Norwegen auch zahllose Felszeichnungen, mit kultischen Ornamenten, wie Sonnenrädern und Fruchtbarkeitssymbolen erhalten. Ihre Kultur und heidnische Götterehrungen wurden um 200 n.Chr. zum ersten mal in der keilartigen Runenschrift in Stein gemeißelt. Die Menschen begannen sich in Sippen zusammen zu schließen, deren Könige die sogenannten Jarle waren. Gegen Ende des 10. Jahrhunderts begann die Blütezeit der Zivilisation des nun Normannen oder Wikinger genannten Volksstammes. Den Beginn der Dominanz in Europa markiert der Überfall auf das englische Kloster Lindisfarne im Jahr 793. Ein Grund für diese und folgende Attacken war die zunehmende Überbevölkerung und Stammesfehden in der Heimat, entlang der Fjorde. Wer überleben wollte suchte sein Glück in neuen Ländern. Dabei stand das wüste Rauben, Plündern, Morden und Brandschatzen nicht allein im Vordergrund. Man war vielmehr auch ein fahrendes Handelsvolk mit einer zur Perfektion getriebenen Schiffsbautechnik. Die schlanken Drachenboote trugen dabei die Wikinger zunächst nach England, in die nach ihnen benannte Normandie und nach Irland. Sie begannen diese Gebiete zu besiedeln und gründeten Siedlungen wie Dublin und Jorvik (York). Die Dörfer dienten in der Folgezeit u.a. als Zwischenstationen auf weiteren Entdeckungsfahrten. Eine solche führte die harten Männer u.a. nach Island. Dort lebte eine Zeit lang auch der doch recht blutrünstige, aus seiner norwegischen Heimat wegen Mordes verbannte, Erik der Rote. Als er dann auch auf Island seinem Hang zur Gewalt nicht Einhalt gebieten konnte, wurde er erneut vertrieben. Allerdings entdeckte er so 982 Grønland. Um für dieses Gebiet neue Siedler für ein Dorf zu finden, kehrte er trotz aller Gefahren, nach Island zurück. Hier erzählte er publicityträchtig von einem grünen Land, Grønland halt. Erstaunlicherweise hielten sich in diesem, doch eher eisigen Lande, die Siedlungen bis zum Jahr 1400, als eine Klimaverschlechterung wahrscheinlich das weiter Überleben unmöglich machte. Eine dieser Ansiedlungen auf Grønland war auch der Ausgangspunkt für die Entdeckungsfahrt des Sohnes von Erik dem Roten, Leif Erikson, nach Amerika. Das neu entdeckte, legendäre Vinland, das wahrscheinlich eher nicht mit Wein- sondern Weideland übersetzt werden muß, liegt, dem norwegischen Forscher Helge Ingstad nach, am Punkt L`anse au Meadows, im Norden Neufundlands.
In der ursprünglichen Heimat dieser Weltreisenden Wikinger setzte gegen Ende des 9. Jahrhunderts eine entscheidende Umstrukturierung ein. So konnte doch nach der Schlacht am Hafrsfjord, im Jahr 872, unter König Harald Hårfagre (Harald Schönhaar), aus dem Geschlecht der Ynglinge, das zersplitterte Land von Kleinkönigen zum ersten mal geeinigt werden. Allerdings zerfiel das Reich nach seinem Tod 940 zunächst wieder und wuchs erst einige Jahrzehnte später, unter Olav II (Olav Haraldson), zu einer Nation zusammen. Olav II ist zugleich jener König, der das Christentum nach Norwegen bracht. Allerdings setzte sich der monotheistische Glaube erst nach seinem gewaltsamen Ableben in der Schlacht von Stiklestad im Jahr 1030 und seiner Heiligsprechung in Nidaros (Trondheim) durch. Aus dieser Zeit stammen auch die norwegischen Stabkirchen, die mit ihren Drachen und Kreuzen das Schwanken der Bevölkerung zwischen heidnischen Götterglauben und Christentum zum Ausdruck bringen.
(weiter aus Seite 2)
Verfasst von Martin Schmidt
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