Beitrag vom Freitag, 26. Mai 2017
Geographie & Geologie – Norwegen
Geographische Besonderheiten
Einleitung
Hauptbildungszeit der norwegischen Landmasse war der Zeitraum des Ordovizium/Silur. Vor 500 bis 400 Millionen Jahren stießen dabei die Nordamerikanische und die Eurasische Kontinentalplatte zusammen. Tiefengesteine wurden gefaltet und empor gehoben. Es entstanden die Kaledoniten. Ein Teil dieses Urgebirges sind die heutigen Felsmassive Norwegens. Sie bestehen zum größten Teil aus metamporphen und magmatischen Gesteinen wie Gneisen und Graniten.
Vor etwa 500.000 Jahren begann sich, durch einen Anstieg der Niederschläge und ein Absinken der Temperaturen, eine mehrere tausend Meter mächtige Eiskappe herauszubilden.
Die norwegischen Fjelle
Das Eis, welches sich langsam gen Süden, also in Richtung Deutschland bewegte, rundete die Spitzen der Berge zu Kuppen, die in Norwegen Fjelle genannt werden. Es entstanden auch weitläufige Hochebenen. Diese heißen Vidde und deren größtes Exemplar ist die berühmte Hardangervidda in Südnorwegen. Fjelle und Vidden liegen meist oberhalb der Baumgrenze und weisen Tundravegetation auf.
Eindrucksvolle Fjellregionen sind u.a. Jotunheimen in Westnorwegen, mit zahlreichen Gipfeln von über 2000 m Höhe, Rondane bei Otta im Gudbrandsdal und das Dovrefjell südlich von Trondheim.
Die norwegischen Fjorde
Schon bestehende Täler wurden durch die mächtige gefrorene Eisauflast nochmals eingetieft. Als sich das Eis vor etwa 8.000 Jahren zurückzog und schmolz, kam es zu einem Meereswasseranstieg um bis zu 90 m. Auch waren viele Täler soweit abgesunken, dass sie unter dem Meeresspiegel lagen, mit Salzwasser voll liefen und sich die für Norwegen typischen Fjorde bildeten, bei denen es sich somit Meereswasserarme handelt. Diese sind dort am tiefsten, wo der Gletscher einst am mächtigsten war, also im Landesinneren. So liegt z.B. der Grund des Sognefjordes bei Balestrand 1.300 m unter der Wasseroberfläche, während er kurz vor der Mündung in die Nordsee nur 20 m tief ist.
Förden und Schmelzwasserrinnen
Andere Täler hingegen entstanden durch den Abfluss von Schmelzwässern unter dem Eis. Drang hernach in diese gleichfalls Seewasser ein, so bildete sich eine Förde, wie z.B. der Oslofjord, der sich zudem besonders gut hat eintiefen können, da das Gebiet Teil einer unterirdischen Störungs- oder Grabenzone ist, die in Richtung Süden noch durch das Rhein- und Rhônetal markiert wird.
In andere Schmelzwasserrinnen konnte kein Salzwasser eindringen. Da sich in diesen Vertiefungen später jedoch Binnenseen bildeten, und diese wie Fjorde aussehen, tragen sie oft genug auch einen entsprechenden Namen. Doch wie gesagt, da kein Zugang zum Meer besteht oder bestanden hat, handelt es sich z.B. bei dem nördlich von Oslo gelegenen Randsfjord und dem Tyrifjord um keine Fjorde.
Schären
Auch an der Küste hinterlies das Inlandseis seine Spuren. So finden wir vor allem in der Region Helgeland, zwischen Trondheim und Bodø, ganze Insellabyrinthe, die aus Schären, also zu Rundhöckern abgeschliffenen Eilanden bestehen.
Gletscher
Die norwegischen Gletscher sind keine Relikte der letzten Eiszeit. Sie bildeten sich erst nach einer neuerlichen Klimaverschlechterung vor gut 2.500 Jahren. Während der kühlen Jahre der sogenannten kleinen Eiszeit, im 17. Jahrhundert, erreichte die Ausdehnung des gefrorenen Nass ihr Maximum. Zu dieser Zeit wurden in einigen Tälen, wie dem Loendal und dem Jostedal, sogar ganze Höfe vom Eis verschlungen. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts ziehen sich die Gletscher jedoch wieder zurück, wobei es zu Beginn der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts wieder erste sanfte Anzeichen für ein Vorrücken des Eises gab.
Noch heute kann die Wirkung des Eises auf die Landschaft in Norwegen beobachtet werden. Als bestes Beispiel bietet sich da der Nigardbreen, ein Ausläufer des mächtigen Plateaugletschers Jostedalsbreen, an. Unweit des Breheimsenter zweigt eine 3 km lange mautpflichtigen Straße in Richtung des Nigardbreen ab. Immer wieder fallen quer, das Tal abriegelnde, Erd- und Steinwälle (Endmoränen) auf. Dieses Lockermaterial schliff einst der Gletscher vom Untergrund ab und schob es vor sich her. Der heutige Nigardbreen liegt wesentlich weiter oben im Tal, am Ende eines, durch eben solche Moränen aufgestauten Sees.
Voraussetzung für die Entstehung eines Gletschers sind hohe Schnee-Niederschlagsraten, bei nicht zu niedrigen Wintertemperaturen und geringerer Abtau- als Akkumulationsrate. Aus diesen Gründen können sich in küstenferneren, trockeneren und kältern Gegenden, wie dem gleichfalls über 2.000 m hoch aufragenden Rondane-Gebirge, keine Eiskappen bilden.
Ein Gletscher ist ständig in Bewegung. Ursache dafür ist neben der Schwerkraft auch das Druckfließen. Durch die Last des Eises kommt es zur Temperaturerhöhung in Richtung des Untergrundes. Auf dem sich bildenden Wasserfilm gleitet das Eis ins Tal. Der unebene Untergrund verursacht dabei mehrere Meter tiefe Gletscherspalten an der Oberfläche. Sie sind Grund genug, dass ein Gletscher nie auf eigene Faust erwandert werden sollte! Auch ist man am Eisrand nie vor abbrechenden Eisbrocken sicher!
Moränen und Erdpyramiden
Eine Moräne ist das gesamte, vom Gletscher transportierte und abgelagerte Material. Grobe Komponenten werden Geschiebe genannt. Man unterscheidet hauptsächlich zwischen Grund-, End- und Seitenmoräne.
Die Seitenmoränen der Inlandvereisung finden sich heutzutage mehrere Hundert Meter über dem Talgrund. Da die Moränenablagerungen in der Regel sehr fruchtbar sind, befinden sich hier, in klimatisch eigentlich schon etwas raueren Regionen auch viele Bauernhöfe (z.B. im Gudbrandsdal und im Heidal).
In einem Seitental des Gudbrandsdal, bei Otta, finden wir zudem Erdpyramiden, hier „Kvitskriuprestin“ – „Weiße Priester“ genannt. Diese entstehen im Moränenmaterial, in Gebieten mit wenig Niederschlag, der zudem als Starkregen niedergeht. Das Geschiebe (größere Steine) bietet einen Schutz vor Abtragung und lässt die Bildung von mehrere Meter hohen Türmchen zu.
Polarkreis
Der Polarkreis liegt bei 66°33´ nördlicher Breite (nur wenige km nördlich der norwegischen Stadt Mo i Rana) und trennt mathematisch die Polare Klimazone von der gemässigten.
Der Polarkreis ist zudem jener Punkt, an dem ein Mal im Jahr, am 21.6. zur Sommersonnenwende und am 21.12. zur Wintersonnenwende, die Sonne einen Tag lang nicht unter- bzw. aufgeht. Am Nordpol dauern diese Zeiten der Mitternachtssonne und der Polarnacht je ein halbes Jahr. (Die Daten für einige Orte in Norwegen finden sich weiter unten auf dieser Seite.)
Seine Ursache hat dieses Phänomen in der Krümmung der Erdachse.
Polarlicht bzw. Nordlicht
Die Polarlichter, auch Aurora bzw. im Norden Europas Aurora borealis genannt, sind Leuchterscheinungen am Himmel, die durch Sonnenwinde hervorgerufen werden. Dabei treffen elektisch geladene Teilchen auf die oberen Schichten der Erdatmosphäre, wo Luftmoleküle diese zum Leuchten anregen.
Die Polarlichter treten besoders häufig in Polarregionen auf, da das Magnetfeld der Erde dort senkrecht zur Erdoberfläche verläuft und so ein Eintreten der Teilchen in die Erdatmosphäre ermöglicht.
Meist sind die Polarlichter somit in Regionen nördlich des Polarkreises am nächtlichen Himmel zu bestaunen. Bei besonders hoher Sonnenwindaktivität kann das Phänomen jedoch auch in Mitteleuropa beobachtet werden.
© by Martin Schmidt www.norwegeninfo.net
Verfasst von Martin Schmidt
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