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Beitrag vom Sonntag, 29. Juli 2018

Gegensätzliches

Eindrücke aus dem Land der Mitternachtssonne & der Polarnacht

Bei meinen Sprachkursen treffe ich Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Interessen. Und so verschieden die Kursteilnehmer, so abwechslungsreich sind auch die Eindrücke, die diese aus Norwegen mitbringen. Teilweise widerspricht sich das Erlebte so stark, dass es sich um exakt das Gegenteil des zuvor gehörten handelte.

So berichtete mir einmal ein etwas enttäuschter Kursteilnehmer eines zweiten Semesters, dass er die Sprecher im norwegischen Radio niemals verstehen würde. „Die sprechen so schnell und undeutlich … zum Verzweifeln!“
Ein anderer Student des 2. Semesters lobte hingegen die Moderatoren über den grünen Klee: „Da versteht man wirklich fast alles! Eine absolut glockenklare Aussprache. Ideal zum Lernen.“

Auch beim Thema Frauen und Männer gehen die Meinungen weit auseinander. So nahm mich ein Kursteilnehmer einmal beiseite und meinte: „Die Norweger, also hübsch sind die ja nicht gerade… „. Ungelogen anderthalb Stunden später hörte ich folgendes: „Ich kann dir sagen, so attraktive Menschen wie in Norwegen hab ich noch nie gesehen!“
Kein Wunder also, dass es auch schon hieß: „Die Norweger sind ja alle übergewichtig.“ Und in einem anderen Kurs: „So sportliche und schlanke Menschen wie in Norwegen gibt es in Deutschland nicht!“

Auch die Arbeitsmoral wird unterschiedlich bewertet. So erzählte mir ein Immobilienmakler, der norwegische Häuser in Deutschland vertreibt, dass die Norweger ja ganz anders arbeiten würden, als die Deutschen. Ich dachte eigentlich, dass es gleich heißen wird, dass sich diese, wie so oft gehört, wesentlich mehr Zeit gelassen haben. Doch nein, er meinte, sie wären so schnell gewesen, dass die deutschen Arbeiter kaum hinterher kamen und auch ohne Pause durchschufteten.
Die Qualität des erbauten Holzhauses war dabei überdurchschnittlich gut und durch das verwendete Material herrscht immer eine warme Atmosphäre. – Typisch norwegisch halt. Dass auf der anderen Seite einige Kursteilnehmer über die mangelnden Baukenntnisse norwegischer Arbeiter und zugige Zimmer klagen, verwundert mich nicht. Die Menschen sind halt am Ende so vielfältig, wie die Natur des Landes.

Noch etwas zum Thema Arbeitsmoral: Ein Bekannter meinte unlängst, seine Kollegen würden nie so richtig in die Gänge kommen und wären wenig engagiert. Eine ehemalige Kursteilnehmerin, die als Lehrerin arbeitet, meinte hingegen, dass sich ihre Kollegen für die Schule förmlich zerreißen würden und freiwillig eine Überstunde nach der anderen schieben würden.

Am Ende ist alles irgendwie gleichermaßen typisch und untypisch – es kommt nur darauf an, wen genau man kennen lernt.
Ich selbst habe in Norwegen auch schon gegenteilige Eindrücke gesammelt. Habe wahre Quasselstrippen getroffen und mürrische, schweigsame „Trolle“, einige tranken viel Alkohol, andere nicht einen einzigen Tropfen. Manche waren nett und höflich, andere nicht. Menschen sind unterschiedlich – auch in Norwegen.
Zudem ist ein Fakt nicht zu vernachlässigen: Im eigenen Land fallen viele Dinge aus Gewohnheit nicht mehr auf. Man nimmt sie als gegeben hin. Im Ausland jedoch achtet man viel mehr auf Verhaltensweisen und alltägliche Eigentümlichkeiten und misst diesen einen viel höheren Stellenwert zu.

Gegensätzliches:

Mitternachtssonne über dem Saltstraumen

Mitternachtssonne über dem Saltstraumen

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