Beitrag vom Freitag, 19. September 2014
Für ein weiteres Jahr in Norwegen
So, nun müsste ich Marys Rubrik eigentlich umbenennen, denn ihr gefällt es so gut in Norwegen, dass sie für noch ein weiteres Jahr „oben“ bleibt. Gut für mich, da ich weiter Berichte geliefert bekomme und gut für euch, die ihr sie lesen dürft.
Also: Auf in ein weiteres Jahr.
Hier auch gleich ein Update der letzten Wochen – mit drei Themen:
Möwen und ihre Dialekte
Ich weiß! Das klingt wahnsinnig. Wahrscheinlich total wahnsinnig. Aber ist euch – besonders denen unter euch, die schon viel in Norwegen herumgekommen sind – schon einmal aufgefallen, dass hier nicht nur die Menschen dieses schönen Landes Dialekte haben?
Meine – natürlich total empirischen – Untersuchungen haben folgendes ergeben:
In Sogne krietschen Möwen. Hier in Trøndelag sind die Stimmen viel tiefer. Und auch in Bergen ist eindeutig mehr Bass zu finden, als in Sogne. Ich beantrage hiermit eine eingehende Untersuchung von Frequenzen und Schreilängen und Krächzfaktor. Hab nur grad selbst keine … em… Zeit. Kann jemand das übernehmen?
Natürlich könnt ihr mir jetzt etwas von unterschiedlichen Möwenarten erzählen, aber mal ehrlich! Wie könnt ihr meine total empirische Untersuchungen anzweifeln?
In jedem Fall bin ich sehr froh wieder bei bekannten Möwenstimmen im schönen Trøndelag zu sein.
Kleine Käsehobelei oder Wie man einen Käse umbringt
Dass der Käsehobel ein norwegisches Nationalgut ist, wissen vielleicht so einige. Dass man in diesem Land geboren und aufgewachsen sein muss, um so ein Ding auch benutzen zu können, war in jedem Fall neu für mich.
Mit dem goldgelben Käseblock (Schön, wie ich die Markenwerbung umgehe, ne?) geht das alles ganz ohne irgendwelche Probleme. Aber hat sich irgendjemand von euch schon einmal an den schönen braunen, karamellisierten (hmmmmm….auf Knäckebrot mit Johannesbeermarmelade… sorry, war kurz abgelenkt) brunost gewagt? Ich meine diesem Block, der aussieht wie ein Päckchen Sprengstoff? (Uuh! Das lesen die Norweger grad bestimmt nicht gern. Aber ihr müsst zugeben, die Ähnlichkeit ist nicht zu verleugnen). Dieser guuuute Stoff (hmmmmm….auf Knäckebrot mit… sorry, schon wieder) ist auch ein norwegisches Nationalgut. Es gab große Diskussionen als er aus den Kindergärten verbannt werden sollte, nur weil er nicht grad ganz oben auf der Liste der gesunden Nahrungsmittel steht.
In jedem Fall muss man wohl mit so einem Hobel in der Hand geboren sein, um ihn auch bei brunost einsetzen zu können und an den tollen Käse (…Johannesbeermarmelade…) zu kommen. Wenn das nun nicht der Fall ist, entpuppt man sich sehr schnell als Käsemörder. Erstmal hat man immer zu viel Druck und die Scheiben werden viel zu dick. Und am Schlimmsten ist: Wenn man ungefähr bei drei Vierteln des Blocks angekommen ist, sollte man beginnen eine elegante Bewegung nach oben zu machen. Bei mir endet das jedoch immer in einem riesigen abgebrochenen Stück. Und alle Tipps von weniger Druck zu am Ende nach oben Ziehen und vor allem den Käse im Kühlschrank zu haben, konnte bis jetzt noch nicht wirklich eine gravierende Verbesserung meiner Technik führen. Vorerst mögt ihr ja sagen, sieht es mit meinem neuen Block auf dem Bild doch ganz gut aus. Aber… Vorsicht! Die Anzeichen sind klein, aber vorhanden. Der Käsemörder lebt noch und ist auch noch auf freiem Fuß.
Übung macht den Meister? Na ich kann es nur hoffen, denn… Brunost mit Johannesbeermarmelade auf Knäckebrot? Hach!
Von Wikingern nach Island verschleppt
Eines Tages kam dieser Mann nach Øra. Mit Gesang und Klavierspiel sammelte er viele, viele Norweger um sich und sie alle hörten seine Geschichten von einem schönen, fernen Land. Voller warmer Quellen, schöner Landschaften und vieler, vieler Pferde.
Und da schnappten sich fünfzig Norweger ihre kleine Deutsche und ab ging es in den Flieger. Auf in die Heimat unseres lieben Chorleiters und sofort nach der Ankunft erstmal rein in die Blaue Lagune. Und gleich vor Ort schon das erste Spontankonzert. Mit Mineralgesichtsmaske in warmem Wasser, einen Minigeysir hinter uns …SJØMANN… (Das Lied haben wir auch auf Deutsch. Seemann. Deine Heimat ist das Meer… lalalalalalala).
Es folgten zwei wunderschöne Konzerte, Touren durch Reykjavik und in die Umgebung und noch viele kleine Spontankonzerte in Thingvellir, im Bus, in den Restaurants,…. Apropos! Tolles Essen gab es jeden Tag!!! Am letzten Abend haben wir uns bestimmt durch mindestens 10 verschiedene Gerichte durchprobiert.
Sonntag ging es dann auf zur Walsafari, auf der wir Delfine und einen Zwergwal gesehen haben. Für meine Schwertwale werde ich wohl noch einmal zu einer Safari fahren müssen. Sie wollten sich noch nicht zeigen. Aber das ist ja kein Problem für mich… neiiiiiiiin… ich hab ja keine Probleme mit Schiffen und Bootsfahrt und so… ach neeee….
Und gleich danach: das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde. Glücklicherweise hatte ich ein wunderbar liebes Pferd, das mich nicht nur nicht abgeworfen hat, sondern auch noch gemacht hat, was ich Komplettlaie versucht hab zu signalisieren. Schaut, was sie für Figuckchen mitgemacht hat. Reiter, die rumturnen müssen, um von oben Pferdeselfies zu machen. Und so bin ich echt ganz entspannt durch ein Lavafeld geritten. Das ist schon etwas ganz Besonders. Dazu noch ein bissl Nieselwetter und Wind und schon fragt man sich echt, wie die Leute das bei der Erstbesiedelung nur mit Fellen und Wolle ausgehalten haben. Ich war nach zwei Stunden wieder schön im geheizten Hotel – wenn auch mit leichten Schwierigkeiten am nächsten Tag, als ich versucht habe mich zum Frühstück auf einen Stuhl zu setzen… böööööser Fehler!
Ein wirklich erlebnisreiches, langes Wochenende mit einer unglaublichen Bande. Was für ein Glückspilz bin ich doch von solchen Wikingern nach Island verschleppt zu werden.
Übung macht den Meister? Na ich kann es nur hoffen, denn… Brunost mit Johannesbeermarmelade auf Knäckebrot? Hach!
Verfasst von Martin Schmidt
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