Beitrag vom Mittwoch, 09. Januar 2019
Ein neuer Blick auf Den Schrei
Über kleine Umwege gelangt man manchmal zu neuen Erkenntnissen – und einem neuen Blogbeitrag. Um mein Englisch ein wenig zu trainieren, war ich auf der Seite der BBC unterwegs, und traf auf Munch, den großen norwegischen Maler. Sein berühmtestes Bild, „Der Schrei“, das als der Beginn des Expressionismus gelten kann, war zum Teil Thema eines Beitrags, der das Buch „A New Way of Seeing: The History of Art in 57 Works“ zum Thema hatte. Das Werk des Autors Kelly Grovier versucht hinter die Fassade verschiedener Kunstwerke zu blicken und Neues, unerwartetes zu entdecken.
Auch beim „Schrei“ wurde Grovier fündig, wobei diesmal nicht der wellenförmige Himmel Thema war, sondern das eigenartig verzerrte Gesicht. Eine Theorie besagt, dass Munch sich von Inka-Mumien inspirieren ließ, die er sich im Rahmen einer Ausstellung 1889 zusammen mit Paul Gauguin anschaute. Grovier verweist jedoch zurecht darauf hin, dass Munch weniger von Vergangenem, als von Zukünftigen angetan war. So hat ihn die industrielle Wucht der 1889er Weltausstellung Paris gleichermaßen beeindruckt, wie auch erschreckt. Wie die ausgestellten Maschinen und Instrumente auf einen Künstler und Feingeist wohl wirken mussten, kann man aus den zwei Bildern gut ablesen.
Besonders hat wohl Munch Edisons riesige Glühbirne beeindruckt, die wiederum aus 20.000 einzelnen Leuchten zusammengesetzt war. Man sieht sie auf dem Bild unten. Der Protagonist im Bild „Der Schrei“ spiegelt nun zweierlei wieder, einerseits genau diese Glühbirnenform und andererseits den staunenden, wie auch erschrockenen Gesichtsausdruck bei der Betrachtung des überdimensionalen Leuchtmittels. Insofern wäre der Schrei vor allem ein sorgenvoller Ausblick in das technisierte, industrielle Zeitalter.
Verfasst von Martin Schmidt
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