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Beitrag vom Dienstag, 31. Juli 2018

Die Wikinger

Håvåmål – Des Hohen Lied

Die Hávamál (Háv) / Håvåmål, des Hohen Lied oder die Sprüche des Hohen, heißt eine Sammlung von insgesamt 164 eddischen Strophen, die zu der Lieder-Edda gerechnet werden. Ein großer Teil der Gedichte befasst sich, wie die Grímnismál, fast ausschließlich mit Óðinn, der hier der Hohe genannt wird, ein Name, mit dem auch einer aus der Göttertrinität der Æsir in Snorris mythologischer Schrift, Gylfaginning, bezeichnet wird. Bis auf einige kurze mythologische Skizzen enthält die Hávamál ausschließlich eddische Wissensdichtung.

Die Strophen der Hávamál sind nur im Codex Regius überliefert und sind Óðinn als dem „Hohen“ in den Mund gelegt. Diese Methode schafft einen fiktiven Rahmen für die sonst eher lose verbundenen Segmente und Strophen der Dichtung. Háv 1-79 (80) werden von der Forschung als Das Alte Sittengedicht bezeichnet. Sie enthalten ethische Anweisungen, Regeln und Lehren für den täglichen Gebrauch. Die folgenden Strophen (Háv 81-95) gegen Ratschläge in Liebesangelegenheiten, die dann in den sogenannten Óðinns-Beispielen (Háv 96-102 und 103-110) anhand von dessen Biographie konkretisiert werden. Háv 112-137, die Lehren an Loddfáfnir (Loddfáfnismál), listen eine weitere Reihe von Verhaltensweisen auf, die einem jungen Mann gleichen Namens gewidmet sind. An die Loddfáfnir-Lehren schließt der bekannteste Teil der Hávamál (Háv 138-141) an, der das Runengedicht Óðinns (Rúnatal þáttr Óðinn) genannt wird, und der das Selbstopfer Óðinns enthält. Nach einer Überleitung (Háv 142-145) folgen, die Dichtung beschließend, die sogenannten Zauberlieder (Ljóðatal) in Háv 146-164. Diese 18 Strophen beziehen sich auf magische Formeln, die nur angedeutet, nicht aber mitgeteilt werden.

Die ältere Forschung sah in der Hávamál ein unzusammenhängendes Konglomerat von mehr oder weniger kohärenten Strophen und Liedern, die ein späterer Kompilator in die heute vorliegende Form gefasst hat. Betont wurde insbesondere das hohe Alter des Alten Sittengedichts, während man den Rest der Sammlung immer wieder neu bearbeitete, um deren ursprüngliche Gestalt wiederzugewinnen. Klaus von See hat diese Diskussion 1972 beendet, da er zeigen konnte, dass auch die Hávamál von einem Redaktor einheitlich konzipiert worden ist. Auch für das angeblich als früh eingeschätzte Alte Sittengedicht konnten inzwischen lateinische Einflüsse nachgewiesen werden, sodass der angeblich unverfälschte germanische Charakter dieser Strophen verworfen werden muss. So kann auch die Hávamál heute als Produkt des späten 12. Jahrhunderts gewertet werden, das dem Hochmittelalter näher steht als dem germanischen Altertum.

Havamal ist auch der Name eines Liedes des Pagan Metal-Projekts Falkenbach. Der Titel des Albums Heralding – The Fireblade (2005) orientiert sich am Hávamál in englischer Sprache. Falkenbachs erste Veröffentlichung, die Demo Havamal (1989) hat ebenfalls diesen Titel.
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