Hurtigruten Flagge, Schiff

Beitrag vom Mittwoch, 06. Februar 2019

Die Postschiffe der Hurtigruten

„Ich hatte stets den Traum, als ich ein kleines Mädchen war, an einem mächtigen Fjord, dass ich mit der Hurtigrute mitfahren dürfte, dorthin, wo ich einmal hin soll.“, dichtete einst die Sängerin Kari Bremnes. Und tatsächlich ist die „Reichstraße Nummer 1“, wie die Schifffahrtsverbindung zwischen Bergen im Westen und Kirkenes im Nordosten gerne genannt wird, seit jeher das Tor zur Außenwelt für viele Küstenbewohner Norwegens.

Entlang der schier endlosen Küste Norwegens, mit ihren unzähligen Eilanden und Fjordarmen, stellten naturgemäß Boote das bevorzugte Transportmittel dar. Auch für den in Tromsø geborenen Richard With war dies kein Geheimnis, weshalb er 1881 in Stokmarknes eine Reederei mit den für deutsche Ohren sperrigen Namen Vesteraalens Dampskibsselskab gründete. Allein, die unheilvolle Kombination aus offenen Atlantik, den Westwinden und heimtückischen Untiefen stellten ein nicht geringes Risiko dar. Doch With kannte die tückischen Gewässer wie kein anderer und so war es nur folgerichtig, dass seine Gesellschaft 1883 den Zuschlag für den Betrieb einer vom Staat in Auftrag gegebenen Postschifflinie zwischen Trondheim und Hammerfest, die spätere Hurtigruten („Die schnelle Route“), erhielt.
Über die Jahre entwickelte sich die Linie zum Mythos. Lange Zeit galt es als geradezu achtes Weltwunder, das bei Wind und Wetter, Orkanen und unheilvollen Regenfluten unermüdlich, Tag für Tag, ein Schiff anlegte und für Nachschub sorgte. Die Hurtigruten waren zur zuverlässigen Lebensader des Westens geworden, und sind es im Prinzip noch heute, wenngleich sich der Aufgabenbereich vom Waren- hin zum Touristentransport deutlich verschoben hat.

Bei so viel Tradition und so vielen Ereignissen war es nur logisch, der Hurtigruten ein eigenes Museum zu widmen. 1999 wurde es letzten Endes im Hurtigruten-Haus in Stokmarknes gegründet. Der interessierte Besucher wird mitgenommen auf eine lebendige Reise in die Geschichte der Reederei. Dokumente, Fotos und unzählige Devotionalien können bestaunt werden, ebenso wie die Originaleinrichtungen historischer Kabinen und die Modelle einiger der im Laufe der Zeit 70 zum Einsatz gekommenen Dampfer. Ein Höhepunkt ist zweifelsfrei die aufgedockte, 1993 aus dem Verkehr gezogene MS Finnmarken. Nahezu jeder Winkel des 1956 erbauten Schiffs kann und darf erforscht werden.

Hurtigruten lässt Raum für Individualismus. Man kann, muss aber eben nicht, die gesamte Reise von Bergen in Westnorwegen nach Kirkenes an der russischen Grenze und zurück buchen. Auch Teilstrecken und die Weiterreise am nächsten Tag mit einem anderen Schiff ist kein Problem. Die Strecke wird täglich befahren. Angelaufen werden unterwegs nicht weniger als 34 Häfen. Dabei werden Orte, die in der einen Richtung in der Nacht angesteuert werden, in der Gegenrichtung am Tage angefahren, und umgekehrt. In den Städten hat das Schiff einige Stunden Aufenthalt, die für einen Besichtigungsrundgang ausreichen. Die Reederei bietet jedoch auch spannende Ausflüge an, die hinzu gebucht werden können. Diese führen z.B. zum Gletscher Svartisen, zum Nordkap oder zum Gezeitenstrom Saltstraumen. Das weltweit bekannte Ziel des Geirangerfjords wird im Sommer zusätzlich in den Fahrplan mit aufgenommen.

 

Schiff der Hurtigruten im Geirangerfjord

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