Beitrag vom Samstag, 09. Mai 2015
Die acht Jahreszeiten der Sami
„Es war eine Mutter, die hatte vier Kinder, den Frühling, den Sommer, den Herbst und den Winter.“ So lernten es meine Kinder im Kindergarten. Würden wir nun im Norden Norwegens, im Land der Sami leben, so müsste das Lied wohl umgeschrieben werden. Die Sami unterteilen das Jahr in nicht weniger als acht Abschnitte, die sich u.a. am Lebens- und Ernährungszyklus der Rentiere orientieren:
Gïjre-daelvie – Vorfrühling
Dieser umfasst die Monate März und April. Die Rentiere ziehen nun vom Gebirge in tiefer gelegene Regionen, wo sie sich von Flechten ernähren. Noch ist der Boden gefroren, es kommt jedoch zu ersten Warmlufteinbrüchen.
Gïjre – Frühling
An schneefreien Stellen sprießen die ersten Pflanzen. Die Jungtiere des Vorjahres werden aus der Rentierherde verstoßen. Die Tiere ernähren sich neben Flechten nun auch von Gräsern, Kräutern und dem zarten Laub der Bäume. Die Rentierkühe sind trächtig
Gïjre-giesie – Frühsommer
Jetzt, im Juni, kommen die Kälber auf die Welt. Zusammen mit den Rentierkühen ziehen diese in die Birkenwälder, zu den Mooren und Bächen, wo sie in aller Ruhe grasen.
Der Frühsommer ist auch die Zeit des Angelns.
Giesie – Sommer
Im Sommer, wenn es warm wird, ziehen die Rentiere in höhere, kühlere Regionen, wo es auch weniger Insekten gibt.
Es ist die Zeit, in der die Rentiere zusammengetrieben und markiert werden, um sie später dem jeweiligen Züchter zuordnen zu können. Rentierzüchter haben nun viel zu tun.
Die Temperaturen können in geschützten, küstenfernen Lagen die 30-Grad-Marke knacken.
Tjaktje-giesie – Spätsommer
Dieser beginnt Ende Juli. Die Rentiere wandern nun wieder zu den Birkenwäldern und Mooren hinab in die Täler, wo sie grasen und Fett und Muskeln auf bauen. Das Angebot an Gräsern und Kräutern ist nun sehr groß.
Die Weidesaison endet in der zweiten Augusthälfte, vor der Brunft. Die Tiere werden nun zusammengetrieben. Einige werden geschlachtet.
Tjaktje – Herbst
Mit dem ersten Frost sinkt auch das Angebot an Kräutern, Gräsern und Laub. Die Rentiere fressen nun wieder mehr Flechten.
In der zweiten Septemberhälfte beginnt die zwei bis drei Wochen andauernde Brunft. Die Rentiere sind nun sich selber überlassen.
Tjaktje-daelvie – Spätherbst
Der erste Schnee ist gefallen. Das letzte Grün wird gefressen, oftmals ernähren sich die Rentiere jedoch schon wieder von Flechten.
Die Rentiere werden nun in Gruppen unterteilt, teilweise auch geschlachtet.
Daelvie – Winter
Ist an den Küsten der Winter vergleichsweise mild, so fällt er im Binnenland mit Temperaturen bis unter -40 Grad sehr streng aus.
Die Rentiere ernähren sich in bewaldeten Gebieten von Flechten und Beerenkraut. Teilweise werden die Tiere auch zu unterschiedlichen Weiden getrieben. Manchmal muss zugefüttert werden.
Die Anregung zu diesem Text fand ich auf dieser Seite.
Tags: Samen, Sapmi, Sami, samische Kultur
Verfasst von Martin Schmidt
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