Beitrag vom Sonntag, 30. April 2017
Munchs „Der Schrei“ in neuem Licht
„Der Schrei“ (skrik) ist wohl das bekannteste Werk des norwegischen Malers Edvard Munch (1863-1944). Es gilt als wegweisendes Gemälde für die Stilrichtung des Expressionismus.
Seinen Seelenzustand, als er zu dem Bilde Ende des 19. Jahrhunderts inspiriert wurde, beschrieb Edvard Munch mit folgenden Worten: „Ich ging mit zwei Freunden die Straße entlang – dann ging die Sonne unter. Der Himmel wurde plötzlich blutrot, und ich fühlte einen Schauer von Traurigkeit. Einen drückenden Schmerz in meiner Brust“ … „Ich hielt an, lehnte mich an einen Zaun, denn ich war todmüde. Über dem blauschwarzen Fjord und der Stadt lag Blut in Feuerzungen. Meine Freunde gingen weiter – und ich wurde zitternd vor Angst zurückgelassen. Und ich fühlte, dass ein gewaltiger unendlicher Schrei durch die Natur ging.“
Die Frage ist nun, was Munch in diesem Augenblick sah? Bislang gingen Kunsttheoretiker und Meteorologen davon aus, dass es die Auswirkungen des Vulkanausbruchs von Krakatau in Indonesien anno 1883 waren, die der Maler beobachtete. Seinerzeit ließ eine gigantische Aschewolke das Sonnenlicht weltweit jahrelang rötlich schimmern.
Allerdings fand das Naturereignis ganze 9 Jahre vor Munchs Erlebnis statt. Zudem passten die gezeichneten Wolkenwellen nie ganz zu den Bildern, die ein Aschewolkenhimmel hinterlässt.
Meteorologin Helene Muri von der Universität Oslo stellte nun zusammen mit ihrem Kollegen Svein Fikke eine neue, deutlich schlüssigere Theorie vor. Demnach dürften es Perlmuttwolken sein, die der Künstler an besagtem Abend sah. Das Phänomen ist selten und kann durchaus einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Das Licht der untergegangenen oder aufgehenden Sonne leuchtet im Winter bei extremer Kälte einen dünnen Schleier winziger Eiskristalle am Himmel an.
Verfasst von Martin Schmidt
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