Beitrag vom Montag, 30. August 2021
Der Norwegerzaun
Wer im Sommer vor allem im östlichen Norwegen oder im Gebirge unterwegs war, dem wird dieser typisch skandinavische Staketenzaun mit querliegenden Hölzern öfter begegnet sein.
Diese Art Zäune sind in Norwegen seit der Eisenzeit, also seit rund 200 – 500 v.Ch., in Gebrauch, wie Moorfunde beweisen. Die meisten dienten seinerzeit der Begrenzung von Weiden und dem Einzäunen von großen Wildtierfallen.
Spätestens seit der Zeit des Gesetzes Gulatinglov (13. Jahrhundert), in dem geschrieben stand: Gardr er granna sættir – Zäune schaffen Frieden zwischen Nachbarn, werden sie auch entlang von Häusern und Gehöften verwendet. Vom Gudbrandsdal wird zudem berichtet, dass sie auch als Schneefang dienten.
Die im Norwegischen skigard genannte Begrenzung besteht aus zwei nebeneinander stehenden, 10-12 cm dicken Stöcken, die mit Weidenruten zusammengebunden wurden. Dazwischen werden dünnere Hölzer quergelegt.
Ein skigard besteht aus den norwegischen Wörtern ski , das einen Holzscheid bezeichnet, und gard, für Zaun.
Der britische Priester, Richard Carter Smith, der Norwegen 1838 besuchte, fand diesen übrigens sehr unschön. Er meinte: „Es gibt eine Sache, die das Auge beleidigt überall in der norwegischen Landschaft, nämlich die unschöne Art, die Eigentümer zu begrenzen, hier wo man keine Hecken nutzt …“ Nun, ich sehe das anders.
Übrigens, beim Zaun links, der in Lillehammer an der Sprungschanze zu finden ist, wurde das Wort „Ski“ sehr wörtlich genommen.
Die oben beschriebene Art von Zaun, also die mit Holzstäben und nicht die mit Skiern, war und ist in diversen Variationen in ganz Nord-Europa, den Baltischen Ländern und Russland verbreitet. Geläufig ist er in Deutschland gerne unter der Bezeichnung Schwedenzaun. Ich dachte mir, da er in den Waldgebieten Norwegens mindestens ebenso häufig vertreten ist und er hier genauso lange zukückzudatieren ist, wie im Nachbarland, also über 2000 Jahre, ich nennen ihn einfach mal Norwegerzaun. :-)
Verfasst von Martin Schmidt
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