Beitrag vom Mittwoch, 05. August 2015
Das Freilichtmuseum Maihaugen
Wer in Richtung Nord-Norwegen unterwegs ist, kommt auf der E 6 unweigerlich am hübschen Örtchen Lillehammer vorbei, das einen Zwischenstopp absolut rechtfertigt. Die 25.000-Einwohner-Stadt ist durch die Olympischen Winterspiele 1994 weltweit bekannt geworden. Dementsprechend kann man z.B. ein Olympisches Museum und die Schanzenanlage besuchen.
Deutlich älteren Datums ist hingegen das wundervolle Freilichtmuseum Maihaugen. Gegründet wurde es 1904, also ein Jahr vor der Unabhängigkeit Norwegens, unter dem Namen „De Sandvigske Samlinger“ vom Zahnarzt Anders Sandvig.
Sandvig wurde 1862 in Bud in Westnorwegen geboren. Nachdem er sich zu Studienzwecken in Berlin aufhielt, erkrankte er an Tuberkulose, einer damals in aller Regel tödlich verlaufenden Lungenkrankheit. Nachdem er zu Bekannten ins ostnorwegische Gjøvik gezogen war, prophezeite ihm sein Arzt, dass er nur noch wenige Monate zu leben hätte. Eines Abends ging es ihm so schlecht, dass er glaubte, sein letztes Stündlein hätte geschlagen. Doch wie durch ein Wunder kamen seine Kräfte zurück. Er lieh sich daraufhin 10 Kronen, einen Frack und einen Hut und reiste nach Lillehammer. In der Stadt, so hieß es, war die Luft besonders gut, und außerdem gab es dort seinerzeit keinen Zahnarzt.
Der Aufenthalt tat ihm sichtlich gut, denn Sandvig wurde letztendlich 87 Jahre alt und verstarb erst am 11.2.1950.
Während seiner zahnärztlichen Reisen durch das Gudbrandsdal, begann Sandvig seine Vorliebe für die norwegische Volkskunst zu entdecken. Er sammelte zahlreiche Gegenstände, die er ab 1887 in seinem Wartezimmer ausstellte. 1894 erwarb er sein erstes altes Haus, die Lykrestua aus Skjåk, und lies dieses in seinem Garten aufstellen.
Bis 1902 kamen 5 weitere Gebäude hinzu – und der Garten wurde zu kein.
Die Gemeinde stellte ihm darauf hin den Maihaugen, den Maienhügel, zur Verfügung, wo bislang stets die Grundgesetzfeierlichkeiten zum 17. Mai abgehalten und das Johannisfeuer entzündet wurde.
Maihaugen umfasst heute über 170 knorrige Häuser und ist das zweitgrößte Freilichtmuseum des Landes. Besonders sehenswert sind die Stabkirche aus Garmo (13. Jahrhundert), die historischen Höfe Jørstad und Bjørnstad (beide 18. Jahrhundert), sowie die alte Stadtanlage mit dem Postmuseum.
Im Sommer herrscht im Museum reger betrieb. Überall werden Aktionen angeboten. Ein Rundgang durch die Anlage kann auf eine Stunde begenzt werden, möchte man jedoch alles etwas ausführlicher erleben, kann man hier auch gut und gerne einen halben Tag verbringen. Nicht auslassen sollte man dann auch die Ausstellung „Wie das Land unser wurde“ im Hauptgebäude.
Infos zum Museum und den Öffnungszeiten.
Verfasst von Martin Schmidt
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