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Beitrag vom Mittwoch, 25. April 2018

Bedeutende norwegische Wissenschaftler

Norwegen hat viele einzigartige Wissenschaftler hervorgebracht, wenngleich nicht alle große Berühmtheit erlangten. Dennoch sind viele ihrer Ergebnisse auf diversen wissenschaftlichen Gebieten bahnbrechend und wegweisend gewesen. Auf dieser Seite findet ihr eine Auswahl.

Auffallend ist, dass erst mit der Gründung der Universität Oslo im Jahr 1811 die Wissenschaft einen größeren, angemessenen Stellenwert erhielt. Die wissenschaftliche Starre, die das Land durch einen Mangel an Bildungseinrichtungen während der Union mit Dänemark „befallen“ hatte, wurde in rasantem Tempo abgelegt. Auch diente die Wissenschaft, ebenso wie die Kultur, der nationalen Selbstfindung auf dem Weg zu einem unabhängigen Norwegen.

Besonders bedeutende Fortschritte erzielten norwegische Wissenschaftler vor allem auf dem Gebiet der Mathematik, aber auch der Meteorologie, Zoologie, Physik und Archäologie.

Jens Christian Spidberg (1684-1762) – Historiker, Naturforscher – Erste wissenschaftliche Abhandlung über das Nordlicht. „Historische Demonstration und Anmerckung über die Eigenschaften und Ursachen des so genandten Nord-Lichts“ (Halle, 1724)

Gerhard Schøning (1722-1780) – Historiker – Wegbereiter des norwegischen Nationalbewusstseins und der norwegischen Nationalromantik. Verfasser eines bahnbrechenden Buches über die Geschichte des Trondheimer Doms. Weitere Werke wie „Norwegen als Geographie“ und über die Geschichte Norwegens.

Caspar Wessel (1745-1818) – Mathematiker, Kartograph, Geodät – Vorschlag zur geometrischen Deutung der komplexen Zahlen als Punkte der Ebene.

Christopher Hansteen (1784-1873) – Geophysiker, Mathematiker, Astronom – Der führende Wissenschaftler Norwegens des 19. Jahrhunderts. Umfassende Untersuchungen zum Erdmagnetismus, für die er auch mit Carl Friedrich Gauß in Verbindung stand. Er stellte fest, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Magnetfeld der Erde und dem Nordlicht gibt. Gründete das Observatorium in Oslo.

Bernt Michael Holmboe (1795-1850) – Mathematiker – Holmboe entdeckte das mathematische Talent der Mathematiker Abel und Ole Jacob Broch, die beide seine Schüler waren. 1839 gab er die Werke Abels heraus. Nach ihm ist der Mathematikpreis „Holmboeprisen“ benannt.

Christian Lassen (1800-1876) – Indologe – Entzifferung der altpersischen Keilschrift.

Nils Henrik Abel (1802-1829) – Mathematiker – Mathematisches Genie des frühen 19. Jahrhunderts. Führte die Abelschen Integrale ein. Zudem: Abels Theorem, Abelsche partielle Summation. Mitbegründer der Gruppentheorie.

Michael Sars (1805-1869) – Zoologe – Erster Zoologe des Landes. Wegweisende Forschungen auf den Gebieten der Mollusken, Polypen, Großquallen und Seesterne.

Sjur Aamundssøn Sexe (1808-1888) – Geograph, Mathematiker – Ihm gelangen bahnbrechende Forschungen auf dem Gebiet der Glaziologie.

Ole Jacob „Ola-Jacob“ Broch (1818-1889) – Mathematiker – Professor für Mathematik, Schulreformator, Verfasser von Lehrbüchern und Staatsrat.

Peter Ludwig Mejdell Sylow (1832-1918) – Mathematiker – Verfasste grundlegende Arbeiten zur Gruppentheorie und bewies 1872 die nach ihm benannten Sylow-Sätze.

Peter Waage (1833-1900) – Chemiker – Erarbeitete mit Cato Guldberg das Massenwirkungsgesetz und führte darin den Begriff der Gleichgewichtskonstanten ein. Er konstruierte ein Ebulliometer zur Bestimmung des Alkoholgehalts in Bier. 

Henrik Mohn (1835-1916) – Meteorologe – Norwegens erster Professor für Meteorologie. Veröffentlichung von bahnbrechenden Studien über Meeresströmungen (Theorie der transpolaren Driftströmung) und Luftbewegungen (Zyklonentheorie). Als einer der Ersten verstand er die Beziehung zwischen der Dichteverteilung des Meerwassers, den Meeresströmungen und der Erdrotation (Wikipedia). Mitinitiator der Norwegischen Nordmeerexpedition (1876-1878). Er war 1879 Gründungsmitglied der Internationalen Polarkommission. 

Cato Maximilian Guldberg (1836-1902) – Mathematiker, Chemiker – Entwickelte zusammen mit Peter Waage (1833-1900) das Massenwirkungsgesetz. Zudem formulierte er die Guldberg-Regel.

Georg Ossian Sars (1837-1927) – Zoologe – Entdeckte, dass der Laich des Kabeljaus nahe der Oberfläche schwimmt und daher den Meeresströmungen ausgesetzt ist. Er begründete in der zoologischen Systematik die Unterklasse der Myodocopa (1866) und die Ordnungen der Kiemenfüßer (Anostraca 1867), Notostraca (1867), Myodocopida (1866), Platycopida (1866), Podocopida (1866) und Lophogastrida (1870). Muschelschaler (Conchostraca SARS 1867). Er beschrieb zusammen mit Kollegen 300 neue Arten.

Gerhard Armauer Hansen (1841-1912) – Arzt, Zoologe –  Er entdeckte 1873 den Erreger der Lepra, das Mycobacterium leprae, und fand damit als erster heraus, dass eine chronische Krankheit von Bakterien verursacht werden kann.

Sophus Lie (1842-1899) – Mathematiker – Begründete die Theorie der kontinuierlichen Symmetrie. Zudem: Lie-IntegrationLie-Gruppen, Lie-Algebra, Lie-Klammer, Lie’sche Sätze, Satz von Lie.

Waldemar Christopher Brøgger (1851-1940) – Geologe –  Von ihm stammen viele Erstbeschreibungen magmatischer Gesteine (z.B. Karbonatit). Einer seiner Dozenten war der Geologe Theodor Kjerulf, der Mitglied der halleschen Leopoldina war. Ein Mitstudent war der Geologe Hans Henrik Reusch, der u.a. in Leipzig studierte.

Jens William Ægidius Elling (1861-1949) – Ingenieur – Entwickler eines ersten Prototyps der Gasturbine.

Fridtjof Nansen (1862-1930) – Polarforscher, Ozeanograf, Zoologe, Meteorologe – Der britische Bergsteiger Edward Whymper merkte zu Nansens Fram-Expedition an, dass Nansen „beinahe den gleichen Fortschritt erreicht hat wie alle übrigen Forschungsreisen des 19. Jahrhunderts zusammen.“
Nachweis, dass das Innere Grönlands von Eis und Schnee bedeckt ist. Neue Erkenntnisse und Beobachtungen zur Geographie und vor allem zur Ausdehnung und Bewegung der Gletscher Grönlands. – Zahllose ozeanographische Forschungsergebnisse. – Nansen half dabei, die Wetterentstehung in Europa besser zu verstehen.

Vilhelm Bjerknes (1862-1951) – Physiker und Meteorologe –  Entdeckung von Diskontinuitätslinien auf den Wetterkarten. Entwicklung des Konzeptes der Polarfront („norwegisches Zyklonmodell“). Bjerknes legte die Grundlagen für die heutige numerische, also rechnergestützte, Wettervorhersage.
Nach Bjerknes wurde die mittlerweile veraltete Maßeinheit des Geopotentials, Berk, benannt. Seinen Namen tragen auch Krater auf dem Mond und dem Mars.
Bjerknes war Assistent von Heinrich Hertz bei dessen Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der elektromagnetischen Resonanz.

Kristian Birkeland (1867-1917) – Physiker – Zusammen mit Sam Eyde (1866-1940), dem Gründer von „Norsk Hydro“, entwickelte er 1903 das Birkeland-Eyde-Verfahren zur Herstellung von künstlichem Salpeter und Düngesalz. Forschungen zum Polarlicht. Später verifizierte Theorie für die Ursache des Leuchtens des Nordlichts (Elektronen der Sonne regen das Gasgemisch der oberen Atmosphäre zum Leuchten an.) Bau eines Nordlicht-Observatoriums. Es gelang ihm, dem Nordlicht ähnliche Lichter zu erzeugen. 59 Patente angemeldet. 7x für den Physik-Nobelpreis vorgeschlagen.

Kristine Bonnevie (1872-1943) – Biologin – Norwegens erste Professorin. Gründete die norwegische Gesellschaft für Akademikerinnen.

Carl Størmer (1874-1954) – Geophysiker, Mathematiker – Mathematische Theorie der Nordlicht-Phänomene. Verlet-Størmer-Methode, Størmer-Zahl.

Bjørn Helland-Hansen (1877-1957) – Meteorologe – Pionier auf dem Gebiet der modernen Ozeanografie. Erforschung von klimatologischen Schwankungen des Nordatlantiks und in der Atmosphäre.

Lars Vegard (1880-1963) – Physiker – Nordlichtforscher. Er analysierte das Farbspektrum des Nordlichts. Er wies als erster nach, dass das Nordlichtspektrum Informationen über die Temperatur des Gases, das das Licht aussendet, enthält.

Anton Wilhelm Brøgger (1884-1951) – Archäologe und Politiker – Herausragende Bedeutung für die norwegische Archäologie. Mitherausgeber einiger Fachzeitschriften.

Bernt Arne Lynge (1884-1942) – Botaniker– Seinerzeit einer der führenden Experten für Flechten.

Albert Thoralf Skolem (1887-1963) – Mathematiker, Logiker, Philosoph – Grundlegenden Resultate zur mathematischen Logik. Herrausragende Leistungen in der mathematischen Grundlagenforschung und Aritmethik.

Viggo Brun (1888-1978) – Mathematiker –  Verbesserung des Siebes von Eratosthenes in Legendres Fassung. Eigentlicher Urheber der in der analytischen Zahlentheorie wichtigen Siebmethoden.

Trygve Nagell (1895-1988) – Mathematiker – Beschäftigte sich mit der Zahlentheorie. „Satz von Lutz und Nagell“.

Ragnar Anton Kittil Frisch (1895-1973) – Ökonom – Mitbegründer des Bereiches der Ökonometrie. Gründer des Rockefeller-funded Institute of Economics.

Jacob Aall Bonnevie Bjerknes (1897-1975) – Meteorologe – Er erkannte, dass El Niño und die Southern Oscillation zusammenhängende Phänomene waren.

Erik Andreas Rotheim (1898-1938) – Ingenieur – Erfinder der Sprühdose.

Helge Ingstad (1899-2001) – Archäologe, Schriftsteller – Entdeckte zusammen mit seiner Frau Anne-Stine Ingstad die ersten Wikingersiedlungen auf dem amerikanischen Kontinent im kanadischen L’Anse aux Meadows.

Stein Rokkan (1921-1979) – Soziologe und Politikwissenschaftler – Entwicklung eines Makromodells der politischen Entwicklung Europas.

Arne Næss (1912-2009) – Philosoph – Gab der Philosophie eine Schlüsselstellung im akademischen und intellektuellen Leben in Norwegen. Mitbegründer der Tiefenökologie („Deep Ecology“) und der Oslo-Schule.

Thor Heyerdahl (1914-2002) – Forscher, Archäologe, Anthropologe, Ethnologe, Umweltaktivist – Etablierung der experimentellen Archäologie und Vertreter des Diffusionismus. Bekannt für seine zahlreichen experimentellen Forschungsreisen.

Atle Selberg (1917-2007) – Mathematiker – Herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der Zahlentheorie.

May-Britt Moser (1963) und Edvard Ingjald Moser (1962) – Neurowissenschaftler – May-Britt Moser erhielt für ihre Arbeiten zur räumlichen Orientierung und zum räumlichen Gedächtnis 2014 zusammen mir ihrem Mann den Medizin-Nobelpreis.

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